Redensarten Lexikon
fünfzehn
Kurze Fünfzehn machen: kurzen Prozeß, nicht viele Umstände machen; eine Sache abkürzen, sie schnell zu Ende bringen; ähnlich auch in den Mundarten, z.B. in Lippe ›Davon willt wi korte fifteggen maken‹. Die Redensart ist aber auch in Hessen und am Rhein allerorten geläufig; doch zeichnet sich eine interessante geographische Verbreitung ab: sie fehlt in den süddeutschen Mundarten., im Schwäbischen und Bairischen. Man hat früher vermutet, sie sei aus einer Vermengung von ›Kurzen Prozeß machen‹ und ›Fünfzehn Hiebe androhen‹ entstanden. Doch hat mehr Wahrscheinlichkeit die Herleitung aus dem ›Puffspiel‹ oder ›Tricktrackspiel‹ (mittelhochdeutsch ›wurfzabel‹, frühneuhochdeutsch ›triktrak‹), einem sehr beliebten mittelalterlichen Brettspiel, das von zwei Spielern mit je 15 Steinen gespielt wurde (mittelhochdeutsch ›der fünfzehen spiln‹). Wer Glück hatte, konnte das Spiel mit einem Wurf beenden und alle Steine auf einmal herausnehmen und zu neuem Spiel bereitstellen (›kurzer Puff‹). Auch die Wendung ›Bei jemandem einen Stein im Brett haben‹ stammt von demselben Spiel, ⇨ Stein. Zahlreiche mittelalterliche Künstler haben es dargestellt. Doch nicht aus den Bildern erfahren wir, daß mit fünfzehn Steinen gespielt worden ist. Dies entnehmen wir aus Hartmanns von Aue ›Erec‹ (V. 867ff.). Hartmann vergleicht dort den Zweikampf mit einem Spiel, das leicht Verlust bringt:
si beide spilten ein spil
daz lîhte den man beroubet,
der vünfzehen ûf daz houbet.
Es gibt lange und kurze Arten dieses Spiels. Ein Spieler bei Hans Sachs (Fastnachtspiele) beherrscht sie alle:
Der gleich dem pretspil ich anhang,
Ich kan das kurz vnd auch das lang ...
In den sprichwörtlichen Gebrauch ist nur die ›kurze‹ Art gelangt. In einer Flugschrift von 1523 klagt ein Ritter, »wie man mit etlichen vom Adel des kurtzen spilet«.
Seit dem 16. Jahrhundert ist die Wendung auch sonst in übertragener Anwendung bezeugt. Die Erhaltung der Redensart ist sicher durch das sinnverwandte ›kurzen Prozeß machen‹ begünstigt worden (vgl. auch niederländisch ›korte wetten maken‹), doch gibt es auch moderne Sekundär-Erklärungen: Die allzu kurze Frühstückspause von 15 Minuten bezeichnet der rheinisch-westfälische Metallarbeiter heute als ›kurze Fünfzehn machen‹; ebenfalls ein kurzes ›Nickerchen‹ nach dem Essen.
Die Wendung aus der Berliner Arbeitersprache: ›Ick mach Fuffzehn‹: ich mache Schluß, läßt jedoch darauf schließen, daß die Herkunft vom Tricktrackspiel wohl als sicher angenommen werden kann.
• A. GÖTZE: Kurze Fünfzehn machen, in: Hessische Blätter für Volkskunde 33 (1934), S. 90-93.}
Kurze Fünfzehn machen – Einen Stein im Brett haben. Illustration aus der Handschrift der Carmina Burana, Bayerische Staatsbibliothek München. Codex latinus 4660, 91 v.
Kurze Fünfzehn machen. Illustration aus dem ›Zimmerischen Totentanz‹, Handschrift in Donaueschingen, Fürstliche Fürstenbergische Sammlung.
Kurze Fünfzehn machen: kurzen Prozeß, nicht viele Umstände machen; eine Sache abkürzen, sie schnell zu Ende bringen; ähnlich auch in den Mundarten, z.B. in Lippe ›Davon willt wi korte fifteggen maken‹. Die Redensart ist aber auch in Hessen und am Rhein allerorten geläufig; doch zeichnet sich eine interessante geographische Verbreitung ab: sie fehlt in den süddeutschen Mundarten., im Schwäbischen und Bairischen. Man hat früher vermutet, sie sei aus einer Vermengung von ›Kurzen Prozeß machen‹ und ›Fünfzehn Hiebe androhen‹ entstanden. Doch hat mehr Wahrscheinlichkeit die Herleitung aus dem ›Puffspiel‹ oder ›Tricktrackspiel‹ (mittelhochdeutsch ›wurfzabel‹, frühneuhochdeutsch ›triktrak‹), einem sehr beliebten mittelalterlichen Brettspiel, das von zwei Spielern mit je 15 Steinen gespielt wurde (mittelhochdeutsch ›der fünfzehen spiln‹). Wer Glück hatte, konnte das Spiel mit einem Wurf beenden und alle Steine auf einmal herausnehmen und zu neuem Spiel bereitstellen (›kurzer Puff‹). Auch die Wendung ›Bei jemandem einen Stein im Brett haben‹ stammt von demselben Spiel, ⇨ Stein. Zahlreiche mittelalterliche Künstler haben es dargestellt. Doch nicht aus den Bildern erfahren wir, daß mit fünfzehn Steinen gespielt worden ist. Dies entnehmen wir aus Hartmanns von Aue ›Erec‹ (V. 867ff.). Hartmann vergleicht dort den Zweikampf mit einem Spiel, das leicht Verlust bringt:
si beide spilten ein spil
daz lîhte den man beroubet,
der vünfzehen ûf daz houbet.
Es gibt lange und kurze Arten dieses Spiels. Ein Spieler bei Hans Sachs (Fastnachtspiele) beherrscht sie alle:
Der gleich dem pretspil ich anhang,
Ich kan das kurz vnd auch das lang ...
In den sprichwörtlichen Gebrauch ist nur die ›kurze‹ Art gelangt. In einer Flugschrift von 1523 klagt ein Ritter, »wie man mit etlichen vom Adel des kurtzen spilet«.
Seit dem 16. Jahrhundert ist die Wendung auch sonst in übertragener Anwendung bezeugt. Die Erhaltung der Redensart ist sicher durch das sinnverwandte ›kurzen Prozeß machen‹ begünstigt worden (vgl. auch niederländisch ›korte wetten maken‹), doch gibt es auch moderne Sekundär-Erklärungen: Die allzu kurze Frühstückspause von 15 Minuten bezeichnet der rheinisch-westfälische Metallarbeiter heute als ›kurze Fünfzehn machen‹; ebenfalls ein kurzes ›Nickerchen‹ nach dem Essen.
Die Wendung aus der Berliner Arbeitersprache: ›Ick mach Fuffzehn‹: ich mache Schluß, läßt jedoch darauf schließen, daß die Herkunft vom Tricktrackspiel wohl als sicher angenommen werden kann.
• A. GÖTZE: Kurze Fünfzehn machen, in: Hessische Blätter für Volkskunde 33 (1934), S. 90-93.}
Kurze Fünfzehn machen – Einen Stein im Brett haben. Illustration aus der Handschrift der Carmina Burana, Bayerische Staatsbibliothek München. Codex latinus 4660, 91 v.
Kurze Fünfzehn machen. Illustration aus dem ›Zimmerischen Totentanz‹, Handschrift in Donaueschingen, Fürstliche Fürstenbergische Sammlung.