Redensarten Lexikon
Frau
Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten über Frauen entstammen zumeist männlich-patriarchalischem Denken und sind darum nicht selten frauenfeindlich. In diesem Lexikon sind sie weniger unter dem Stichwort ›Frau‹ zu finden, als unter den Begriffen, mit denen Frauen sprichwörtlich umschrieben werden, also z.B. unter den Bezeichnungen für weibliche Tiere, wie Kuh, Katze, Gans, Eule, Schnecke, Schnepfe, Ziege, Zicke u.a.    Einer Frau den Apfel reichen: ihr den Preis der Schönheit zuerkennen. Die Redensart bezieht sich auf das Urteil des Paris, von dem Homer in der Ilias (XXIV, 25-30) als erster berichtet: Paris reichte bei einem Streit der Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite, welche von ihnen die Schönste sei, den goldenen Apfel ( Zankapfel) der Aphrodite; vgl. französisch ›pomme de discorde‹.
   Die Frau hält Ausverkauf heißt es geringschätzig, wenn eine ältere Frau die letzten Reste ihrer Reize besonders zur Geltung zu bringen sucht. Vgl. französisch ›Cette femme joue de son reste‹.
   Die Frau hat die Hosen an: sie führt die Herrschaft im Hause, ihr Mann hat nichts zu bestimmen. Vgl. niederdeutsch ›De Fro het de Büxe an‹ und französisch ›Cette femme porte la culotte‹, Hose.
   Er glaubt stets, seine Frau habe auf einem andern Markte eingekramt sagt man von einem argwöhnischen und eifersüchtigen Ehemann, wenn er sich nicht für den Vater des Kindes hält und nur deshalb zweifelt, weil es ihm nicht ähnlich ist.
   Die weiße Frau ist ihm erschienen: er hat Todesahnungen. Die weiße Frau (meist die Ahnfrau des Geschlechtes) erschien auf einem alten Schloß meist nur dann, wenn ein Unglück oder ein Todesfall drohte.
   Moderne Wendungen sind: eine Frau nach Maß sein: eine weibliche Idealgestalt mit körperlichen und geistigen Vorzügen sein; vgl. französisch ›Une femme sur mesure‹ – und: eine Frau auf Zeit sein: nur vorübergehend eine intime Freundin sein.
   Das Angewiesensein auf eine Frau wird von Männern gelegentlich derb artikuliert:

   Ohne deine Frau
   bist du nur 'ne arme Sau.

Zu den neueren Redensarten gehört die Wendung: sich als Frau verwirklichen (wollen): in der Berufstätigkeit Erfüllung finden, seine Fähigkeiten voll einsetzen, entfalten.
   Der emanzipatorisch-feministische Slogan ›Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad‹ ist eine Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: ›A woman without a man is like a fish without a bicycle‹.

• O.V. RHEINSBERG-DÜRINGSFELD: Die Frau im Sprichwort, in: Magazin für Literatur des Auslandes, Nr. 49 (Sonderdruck Leipzig 1862); P.M. GUITARD: Proverbes sur les femmes (Paris o.J. [1889]); B. SEGEL: Die Frau im jüdischen Sprichwort, in: Ost und West 3 (1903), S. 169ff.; A. DE COCK: Spreekwoorden en Zegswijzen over de vrouwen en liefde en het huwelijk (Gent 1910); M. WÄHLER: Die weiße Frau – Vom Glauben des Volkes an den lebendigen Leichnam (Erfurt 1931); M. ZENDER: ›Die Frauen machen im Februar das Wetter‹, in: L. Kretzenbacher: Dona Ethnologica, Beiträge zur vergleichenden Volkskunde (München 1973), S. 340-347; T.F. THISELTON-DYER: Folklore of Women (London 1905, Nachdruck Williamstown [Mass.] 1975); L. FREI: Die Frau. Scherz-, Schimpf- und Spottnamen (Frauenfeld – Stuttgart 1981); W. MIEDER. ›Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Velo!‹, in: Sprachspiegel 38 (1982), S. 141-142; K.E. MÜLLER: Die bessere und die schlechtere Hälfte. Ethnologie des Geschlechterkonflikts (Frankfurt – New York 1984), besonders S. 120; E. MOSER-RATH: Artikel ›Frau‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 100-137.
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