Redensarten Lexikon
fragen
Das ist die Frage: das steht noch nicht fest, es muß bezweifelt werden. ›Die alte Frage‹ ist eine Angelegenheit, die schon zu wiederholten Malen auf der Tagesordnung stand, aber bisher nicht geregelt werden konnte.    Das ist eine gute Frage! Die Wendung deutet an, daß der Befragte die gestellte Frage gern beantwortet, da sie einen wichtigen Aspekt betrifft und Problembewußtsein des Fragestellers erkennen läßt. Sie gibt ihm außerdem etwas Zeit, seine Antwort zu formulieren. Die Wendung wird aber auch gebraucht, wenn dasselbe Thema schon anderorts diskutiert wurde, aber auch dort das Problem nicht gelöst werden konnte; sie bedeutet also soviel wie: ›die Antwort wüßte ich selbst gern‹.
   Um eine Frage nicht herumkommen: nicht länger ausweichen, Ausflüchte machen können.
   Etwas in Frage stellen: etwas anzweifeln, dagegen: Etwas steht außer Frage: es ist gewiß. Etwas ist nur eine Frage der Zeit: das Problem wird sich von selbst lösen, man muß nur Geduld haben.
   Sich den brennenden Fragen der Zeit stellen (zuwenden): sich verantwortungsbewußt (als Politiker, Künstler, Journalist) mit den Gegenwartsproblemen auseinandersetzen und Lösungen von Konflikten suchen.
   Auf allzu neugieriges Fragen sagt man: So fragt man die Leute aus. Es kann sogar mit einem Tabu belegt sein, das sich in Volkserzählungen meistens auf den Namen oder die Herkunft bezieht. Berühmt und redensartlich geworden ist die Wendung ›Nie sollst du mich befragen!‹ aus Wagners Oper ›Lohengrin‹.
   Nichts danach fragen: sich darum nicht kümmern, sich sorglos über alles hinwegsetzen, sich keine Gedanken um etwas machen.
   Aus J.M. Millers 1776 gedichtetem Lied ›Zufriedenheit‹ (komponiert von Mozart und Neefe) stammen die sprichwörtlich gewordenen Verse:

   Was frag' ich viel nach Geld und Gut,
   Wenn ich zufrieden bin?

Keiner (niemand) fragt nach einem: man fühlt sich vergessen, man vermißt Anteilnahme und Fürsorge von Freunden und Verwandten. Die Wendung wird oft in Form einer Klage gebraucht. Andererseits warnt das Sprichwort sogar vor zu vielem Fragen: ›Wer viel fragt, bekommt viel(e) Antwort(en)‹; vgl. englisch ›Ask no questions, an' you'll get no lies‹.
   Im allgemeinen gilt das Fragen jedoch als positives Zeichen von Interesse. Das kommt im Sprichwort zum Ausdruck: ›Wer nicht fragt, bleibt dumm‹, oder in der redensartlichen Empfehlung: Lieber dumm fragen als dumm bleiben.
   Sich selbst fragen müssen: mit sich selbst zu Rate gehen, sein Gewissen ehrlich prüfen, sich etwas eingestehen müssen.

• F. ADAMS: ›Ask no question, an' you'll get no lies!‹, in: Notes and Queries 9,3 (1899), S. 157; R. WEHSE: Artikel ›Frage‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 23-29.
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