Redensarten Lexikon
Florian
Heiliger Florian!: Ausruf, der ähnlich wie ›Heiliger Bimbam‹, Erstaunen und Verärgerung nach einem Mißgeschick ausdrückt. Ein anderer, diesen Heiligen betreffenden Spruch lautet:
   ›Heiliger St. Florian,
   schütz unser Haus, zünd andere an‹.

Er ist auch als Inschrift auf Floriansfiguren zu finden, so z.B. in Tirol, wo eine Heiligenfigur die Unterschrift trägt:

   Heiliger Florian,
   beschütz dies Haus,
   czynd andere an!

Es handelt sich um eine scherzhafte Anrufung des Heiligen, der vor Brand und Feuer schützen soll und daher auch als Schutzpatron der Feuerwehrleute gilt.
   Dabei beruht sein Ruhm als Feuerlöscher ursprünglich auf einem Mißverständnis: Der Wasserkübel, mit dem der Heilige stets abgebildet ist und der allgemein als Löscheimer gedeutet wird, ist ein Attribut, das sich auf sein Martyrium bezieht: er wurde nach der Passio in der Enns ertränkt. Doch gilt er nach wie vor als Schutzheiliger, der imstande ist, eine Brandkatastrophe zu verhindern oder ein Feuer schnell zu löschen. Entsprechend haben die Feuerwehrleute den Beinamen ›Floriansjünger‹ erhalten.
   Aufgrund der scherzhaften Erweiterung des Hilfsgesuchs ›zünd andere an‹ bildete sich in jüngster Zeit die Redensart: Nach dem St. Floriansprinzip handeln: den Schaden von sich auf andere ablenken wollen; z.B. die Notwendigkeit einer Einrichtung einsichtsvoll bejahen, aber tausend Gründe dafür finden, daß ausgerechnet hier der dafür denkbar ungünstigste Platz wäre. Diese Wendung wird freilich so ernst genommen, daß sie auch auf den Bereich der Politik Anwendung findet: Eine St. Florianspolitik betreiben: den Mißstand auf andere lenken, ihn anderen zuschieben wollen.

• D. ASSMANN: Hl. Florian bitte für uns (Innsbruck – Wien – München 1977); P. SARTORI: Artikel ›Florian‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 1635-1636; F. TSCHOCHNER: Heiliger Sankt Florian (München 1981); W. NEUWIRTH: Der heilige Florian (Linz 1985).
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