Redensarten Lexikon
Flinte
Die Flinte ins Korn werfen: eine Sache entmutigt verloren geben.    Aus der Bezeichnung ›Flinte‹ geht hervor, daß die Redensart in einer Zeit entstanden ist, als die Soldaten noch mit Vorderladern mit Feuerstein (= Flint)- Schlössern ausgerüstet waren. Da es sich dabei um angeworbene Söldner handelte, die in der Hauptsache um des Geldes (und zu erwartender Beute) willen Kriegsdienst taten, waren diese Soldaten begreiflicherweise wenig geneigt, ›bis zum bitteren Ende‹ zu kämpfen, d.h. um irgendeiner Sache willen zu sterben. Sie ergriffen lieber rechtzeitig die Flucht und ließen ihre Waffen dort zurück, wo sie nicht gleich entdeckt werden konnten. Das Bild der Redensart entspricht älteren Wendungen, wie lateinisch ›hastam abicere‹, die Lanze fortwerfen, übertragen: alles verloren geben (bei Cicero), ›clavum abicere‹, das Steuerruder loslassen.
   Die Flinte ist auch noch in einigen anderen Wendungen volkstümlich, z.B. oberdeutsch Dem hat's auf die Flinte geregnet (oder geschneit): ein unerwartetes Ereignis hat seine Pläne vereitelt, wie dem Jäger oder Soldaten, dem das Pulver durch Regen oder Schnee feucht geworden ist. Rheinisch ›en lang Flint hon‹, zu weit schießen; ›der es nich wert, dat me en in de Flint ladt un dem Deuwel et Neujohr anschüt‹.
   Der Ausruf Himmel haste keene Flinte? auch: Himmel (Herrgott), leih mir deine Flinte (mit der Fortsetzung ›Schieß mir dausend Daler vor!‹) ist wahrscheinlich. aus einem altberlinischen Couplet in die Umgangssprache gedrungen.

• H. RAUSCH: Die Flinte ins Korn werfen, in: Sprachfreund 4 (1955), Nr. 5, S. 2-3 (Beilage zur Zeitschrift Muttersprache).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Flinte