Redensarten Lexikon
Flegel
In die Flegeljahre kommen: ins Alter der Heranwachsenden, die aufsässig werden und manchmal auch (im übertragenen Sinn) wie Dreschflegel um sich schlagen. Als ›Flegeljahre‹ – ›Flegel‹ vom lateinischen ›flagellum‹ = Geißel, Dreschgerät abgeleitet – beschrieb 1778 der deutsche Aufklärer Johann Hermes die Übergangszeit, in der sich Halbwüchsige formlos benehmen. Weniger gemessen klingen dagegen die Worte mancher Autoren des 17. Jahrhunderts, die sich über das ›flegelhafte Betragen‹ junger Leute beklagen. So heißt es z.B. bei M. Abele von Lilienberg (›Das ist Seltzame Gerichtshändel‹, [1651] 1, 245: »sagt nicht mancher ›bei flögel‹! Lerne zum ersten mores, alsdann rede mit deinem vatter, du hundskrot! wil dann das ei gescheider sein als die henne?«. Auch Fr. Müller (u.a.) äußert sich 1825 (Werke, 3, 78) zornig: »Weg, Flegel!« und an anderer Stelle (3,217): »Der Flegel hätte auch an seiner Wunde sterben können«. Flegel gilt zudem auch als Umschreibung für Penis. Den Flegel an die Wand hängen = keinen Geschlechtsverkehr mehr ausüben. »Ein Mann, dessen Frau ihm bereits zehn Kinder geboren hatte, wollte dem Kindersegen ein natürliches Ende setzen und kündigte seiner Frau kurzerhand die eheliche Pflicht. Die Frau aber gab ihm kurzen Bescheid mit dem (westfälischen) Schwankspruch: ›Wenn due den Fliägel an de Wand hängs, sagg de Frau, maak ik de Niandöör loß, un dann dörke (dresche), wer will.‹ Auf die einseitige Kündigung des Mannes, seinen ›Fliägel‹ (Dreschflegel) an die Wand zu hängen, antwortet sie also mit der mehr oder minder scherzhaften Drohung, ihre ›Niandöör‹ (Dielentür) auch für andere zu öffnen.« (H. Büld)
• K. HECKSCHER: Artikel ›Dreschen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 463-467; O. BOCKHORN: Dreschen – Formen des Dreschflegels. In: Österreichischer. Volkskundeatlas, 6. Lieferung, 2. Teil (1979), Blatt 103, S. 1-26; H. BÜLD: Niederdeutsche Schwanksprüche zwischen Ems und Issel (Münster 1981), S. 5.
In die Flegeljahre kommen: ins Alter der Heranwachsenden, die aufsässig werden und manchmal auch (im übertragenen Sinn) wie Dreschflegel um sich schlagen. Als ›Flegeljahre‹ – ›Flegel‹ vom lateinischen ›flagellum‹ = Geißel, Dreschgerät abgeleitet – beschrieb 1778 der deutsche Aufklärer Johann Hermes die Übergangszeit, in der sich Halbwüchsige formlos benehmen. Weniger gemessen klingen dagegen die Worte mancher Autoren des 17. Jahrhunderts, die sich über das ›flegelhafte Betragen‹ junger Leute beklagen. So heißt es z.B. bei M. Abele von Lilienberg (›Das ist Seltzame Gerichtshändel‹, [1651] 1, 245: »sagt nicht mancher ›bei flögel‹! Lerne zum ersten mores, alsdann rede mit deinem vatter, du hundskrot! wil dann das ei gescheider sein als die henne?«. Auch Fr. Müller (u.a.) äußert sich 1825 (Werke, 3, 78) zornig: »Weg, Flegel!« und an anderer Stelle (3,217): »Der Flegel hätte auch an seiner Wunde sterben können«. Flegel gilt zudem auch als Umschreibung für Penis. Den Flegel an die Wand hängen = keinen Geschlechtsverkehr mehr ausüben. »Ein Mann, dessen Frau ihm bereits zehn Kinder geboren hatte, wollte dem Kindersegen ein natürliches Ende setzen und kündigte seiner Frau kurzerhand die eheliche Pflicht. Die Frau aber gab ihm kurzen Bescheid mit dem (westfälischen) Schwankspruch: ›Wenn due den Fliägel an de Wand hängs, sagg de Frau, maak ik de Niandöör loß, un dann dörke (dresche), wer will.‹ Auf die einseitige Kündigung des Mannes, seinen ›Fliägel‹ (Dreschflegel) an die Wand zu hängen, antwortet sie also mit der mehr oder minder scherzhaften Drohung, ihre ›Niandöör‹ (Dielentür) auch für andere zu öffnen.« (H. Büld)
• K. HECKSCHER: Artikel ›Dreschen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 463-467; O. BOCKHORN: Dreschen – Formen des Dreschflegels. In: Österreichischer. Volkskundeatlas, 6. Lieferung, 2. Teil (1979), Blatt 103, S. 1-26; H. BÜLD: Niederdeutsche Schwanksprüche zwischen Ems und Issel (Münster 1981), S. 5.