Redensarten Lexikon
Flederwisch
Flederwische feil haben: nicht mehr begehrt werden. Eigentlich ist Flederwisch, mittelhochdeutsch vëderwisch, ein Abkehrbesen aus Gänsefedern, eine verachtete Marktware. Die Redensart spielt aber zugleich mit der Bezeichnung Flederwisch für flatterhafte Menschen, besonders für Mädchen und alte Jungfern. Im schwäbischen Volkslied heißt es:
   Aufem Wasen graset d'Hasen,
   Ond em Wasser gambet d'Fisch.
   Lieber will i gar koi Schätzle
   Als en sottne Fledrawisch.

Die Redensart wurde seit dem 17. Jahrhundert besonders für alte Jungfern gebraucht, so z.B. 1652 in den ›Geist- und weltlichen Gedichten‹ von Wencel Scherffer (I,566):

   Alter Mägde letzter Wandel
   Ist der Flederwische Handel.

Im ›Crailsheimer Liederbuch‹ (hg. v. Kopp, S. 159) heißt es von einer alten Jungfer:

   Mit Körben handelt ich ein Weil,
   Jetzt aber trag ich Flederwische feil.

Über spröde Mädchen, die einen Freier nach dem anderen abweisen und zuletzt zu niederiger Beschäftigung ihre Zuflucht nehmen müssen, spottet A.F.E. Langbein in einem Gedicht (Gedichte Bd. 3, 1813, S. 79):

   Für jede vormals Spröde
   Wetzte nun der Spott den Pfeil
   Dieser sprichwörtlichen Rede
   »Sie hat Flederwische feil«.

Vereinzelt wird die Redensart auch auf alte Junggesellen gemünzt, so z.B. in einer Simplizianischen Schrift aus dem Jahre 1685: »Wenige lassen ihnen den ehelosen Stand belieben aus Furcht, sie möchten dermaleins (nach dem Sprichwort) Flederwische vor der Hölle feil haben«.
   Im Obersächsischen findet sich noch ein Nachklang der Redensart in der Wendung ›en Flederwisch wieder mit heem bringen‹, beim Ball nicht zum Tanz geholt werden.

• BÄSCHLIN: Artikel ›Flederwisch‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 1598.
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