Redensarten Lexikon
Flausen
Flausen machen: Lügen und Ausflüchte gebrauchen; nichts als Flausen im Kopfe haben: närrische Einfälle haben, unsinnige Ausreden, törichte Gedanken und nicht ernst zu nehmende Vorstellungen. Jemandem (noch) Flausen in den Kopf (ins Ohr) setzen: ihn auf verrückte Ideen bringen, unerfüllbare Hoffnungen erwecken.    Das deutsche Wort Flause ist zuerst 1595 in Siebenbürgen belegt und erscheint dann wieder 1772 in Pommern bei Hermes (›Sophiens Reise‹ 4,78): »Flausen machen«. Gebucht ist es seit 1796 durch Adelung. In den Mundarten ist es überall verbreitet. Es bezeichnet ursprünglich Wollflocken oder Fadenreste im Gegensatz zum festen Gewebe und ist in der Volkssprache ein Bild für lockere Reden und unzuverlässiges Treiben geworden. Gotthelf gebraucht in seinem Roman ›Uli der Knecht‹ die Wendung »Ihr wollt mit mir nur eure Flausen treiben«.
   Nach den im Deutschen Wörterbuch von J. und W. Grimm aufgeführten literarischen Belegen des 17. und 18. Jahrhunderts stand der Begriff ursprünglich wohl für dumme Ausflüchte, Ausreden, aber auch für Angstmacherei und trübsinnige Gedanken, die auf ähnlichen Vorstellungen beruhen wie sie der Redensart ›Grillen im Kopf haben‹ zugrunde liegen ( Grille). Darauf läßt auch die Redensart jemandem die Flausen austreiben schließen, die verwendet wird im Sinne von: jemanden von seinen dummen Gedanken und übertriebenen Erwartungen befreien.
   Heute steht der Ausdruck ›Flausen‹ in der Nähe von Allüren, Extravaganz, Fimmel, fixe Idee, Grillen, Kaprice, Koller, Marotte, Mucken, Rappel, Schrulle, Sparren, Spleen und Tick.

• I. STRASSER: Bedeutungswandel und strukturelle Semantik (Wien 1976).
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