Redensarten Lexikon
Fisimatenten
Fisimatenten machen: Umstände, Ausflüchte, nichtige Einwände machen (ähnlich wie ›Kinkerlitzchen‹, ›Sperenzien machen‹). Das seltsame Wort ist bis in die Mundarten hinein verbreitet, z.B. schwäbisch ›Mach mir keine Fisimatente‹, rheinisch ›Du häs nicks wie Fisematenten im Kopf‹, berlinisch ›Mit Fisematenten spiel ick nich!‹ Seine Entstehung fällt in das 15. Jahrhundert. Es handelt sich um eine Wortmischung: zugrunde liegt einmal lateinisch ›visae patentes (literae)‹ = ordnungsgemäß verdientes, geprüftes Patent, im 16. Jahrhundert mehrfach als ›visepatentes‹ belegt (vgl. Offizierspatent). Da die Ausfertigung eines solchen Patentes oft lange Zeit in Anspruch nahm, ergab sich die spöttisch gemeinte Bedeutung ›überflüssige Schwierigkeiten‹. Im 17. Jahrhundert nimmt das Wort unter dem Einfluß von ›Visamente‹ die uns heute geläufige Form an. Visamente (schon mittelhochdeutsch visamente) geht auf alt französisch visement zurück und bedeutet zuerst: Aussehen, Einteilung eines Wappens, später auch: unverständlicher Zierat, Ornament.    Als Beispiel volksetymologischer Deutung eines nicht mehr verstandenen Wortes sei die in Mainz übliche Erklärung von Fisimatenten erwähnt: Das Wort soll nach dem Volksmund zurückgehen auf ›visitez ma tente‹ = besuchen Sie mein Zelt, und sei die Aufforderung der französischen Offiziere an die deutschen Mädchen zur Zeit der Revolutionskriege gewesen. Ebenso wurde es volksetymologisch aber auch als Ausrede verspäteter Passanten bei Kontrollen durch die Wache erklärt: ›Je viens de visiter ma tante‹ (ich habe eben meine Tante besucht).

• RISOP: Fisimatenten, in: Archiv für neuere Sprachen (1924), S. 251ff.; H. SPITZER: Fisimatenten, in: Teuthonista I (1924), S. 319; G. SCHOPPE, in: Mitteilungen der Schlesischen Geschichte für Volkskunde 29 (1928), S. 298; Mainzer Wörterbuch, 60f.
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