Redensarten Lexikon
Fett
Sein Fett kriegen (weg haben): die verdiente Schelte oder Strafe erhalten; jemandem sein Fett geben: einen Verweis erteilen.    Eine früher weitverbreitete Erklärung leitete diese Redensart vom Französischen ab und betrachtete sie als unvollständige Übersetzung von ›donner à quelqu'un son fait‹ = ihm tüchtig die Meinung sagen (heute: ›dire à quelqu'un son fait‹) oder gar von ›faire fête à quelqu'un‹ = ihm viel Ehre antun; auch: ihm die Meinung sagen. Diese Deutung ist jedoch falsch. Der Redensart liegt wohl ein Vergleich aus gemeinsamer Wirtschaftsgebarung zugrunde, etwa beim Schweineschlachten oder Buttermachen. Das Fürwort ›sein‹ weist auf eine bestimmte, zu erwartende Menge hin. Bei dem Malerdichter Friedrich Müller (I, 26) heißt es z.B.: »Der Amtmann soll dir sein Fett kriegen, hat ohnehin schon etwas bei mir im Salz«.
   Bei Hausschlachtungen verteilte früher der Hausvater Fett und Fleisch an alle Familienmitglieder, jeder wurde ›geschmiert‹. ›Einem eine schmieren‹ nimmt durch ironische Färbung später den Sinn an: eine Ohrfeige geben. Eine ähnliche Entwicklung ist bei den folgenden Redensarten festzustellen: ›Jemanden abschmieren‹, ihn prügeln, ›Ihm eine Suppe zu löffeln geben‹, ›Ihm etwas zu kosten geben‹, ›Etwas im Salze haben‹. Westfälisch ›sin Fett hewwen‹ heißt noch: sein Teil haben, ohne den Nebensinn der Strafe. Erinnert sei auch an das englische ›schoolbutter‹ = Hiebe.
   Von seinem eigenen Fett zehren: von seinen Ersparnissen leben; das Bild dieser Redensart ist vom Dachs hergenommen.
   Im Fett sitzen: in guten Verhältnissen leben; das Fett von der Suppe schöpfen: seinen Vorteil suchen; vgl. ›Den Rahm abschöpfen‹, Rahm. In der Eifel sagt man von einem Zudringlichen: ›Er schwätzt einem das Fett von der Suppe‹.
   ›Dat Fett von de Gös' blasen‹ nannte man in Rostock den Martinsumzug der Stadtmusikanten. Er wird nicht in seinem eigenen Fett ersticken sagt man von sehr Mageren; einen in seinem eigenen Fette backen (braten): ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen; er hat immer Fett in Händen: er zerbricht leicht etwas; ›Er schwimmt wie ein Fettauge oben drüber‹: er gehört zu den Begünstigten.

• O. WEISE: »Sein Fett kriegen: Schelte kriegen«, in: Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten 7 (1906), S. 10-12; F. ECKSTEIN: Artikel ›Fett‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 1373-1385; P.M. JANSSENS: »Smout, smouter, den smouter krijen«, in: Volkskunde 8 (1949), S. 130-131; K.D. S.: »Zo vet als een reiger, s zondags«, in: Biekorf 51 (1950), S. 257; A. BONNEZ: »Zo vet als een reiger 's zondags«, in: Biekorf 52 (1951), S. 23; M.A. NAUWELAERTS: »Nog iets over ›smout‹«, in: Volkskunde 14 (1955), S. 120.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Fett