Redensarten Lexikon
Fest
Bis heute gebräuchlich ist die Redensart post festum venire, deutsch post festum kommen: zu spät, nach dem Fest kommen, wenn alles schon vorüber ist. Die lateinische Form der Wendung ist aber nicht antik, sondern nur eine Übersetzung der in Platos ›Gorgias‹ erstmals bezeugten griech Form: ›katopin eorths‹.    Bei Luther und seinen Zeitgenossen bedeutet die Wendung viel Fests machen: viel Lärm, viel Wesen, viel Aufhebens von etwas machen; z.B. bei Luther: »da hastu wol angezeigt, wie Moses ein unnützer wescher ist, das er von unnützen sachen so viel fests machet« (Jenaer Ausgabe 1,116). Im tadelnden Sinn ist der Ausdruck noch heute in den Mundarten lebendig, etwa schwäbisch ›Ist des e Fest!‹, ›Der hat e Fest!‹, von unnützem Lärm und Kleinigkeiten; oder obersächsisch ›De Fraa machet a Fast über dos nausgeschmissene Gald‹, sie macht ein großes Gezänk. Aus Goethes Ballade ›Der Schatzgräber‹ wird zitiert:

   Tages Arbeit! Abends Gäste!
   saure Wochen! Frohe Feste!

   Das ist mir ein Fest: das ist eine große Freude für mich, eine Redensart studentischer Herkunft, bisweilen gesteigert zu: Es ist mir ein Festessen: es freut mich sehr; berlinisch witzig erweitert: ›Es war mir ein Festessen mit sieben Jängen – mit Krebssuppe als Einleitung‹.
   Aus der Berliner Lokalposse ›Graupenmüller‹ (1870) von Hermann Salingré (d.i. Salinger) wurde die zum Sprichwort gewordene Wendung Man muß die Feste feiern, wie sie fallen weit verbreitet.
   Am Fest der Beschneidung Mariä: nie; vgl. französisch ›la semaine des quatre jeudis‹ (wörtlich: in der Woche, die vier Donnerstage hat); Pfingsten.
   Kritik an allzu großer Arbeitswut äußert das moderne Sprichwort ›Lieber Feste feiern als feste arbeiten‹.

• P. SARTORI: Artikel ›Feste‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 1348-1352; H. GERNDT: Kultur als Forschungsfeld (München 1981), S. 28-34 (Gedanken zum Festwesen der Gegenwart), S. 85-97 (Zur Dokumentation von Festkultur); I. WEBER-KELLERMANN: Saure Wochen – Frohe Feste (München – Luzern 1985); V. NEWALL: Artikel ›Fest‹, in: Enzyklopädie des Märchens IV, Spalte 1035-1043.
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