Redensarten Lexikon
Fas\(t\)nacht
Hinterher kommen wie die alte Fastnacht: zu spät kommen. In verschiedenen Redensarten des Rheinlandes und Süddeutschlands spielt die alte Fasnacht eine Rolle, z.B. schwäbisch ›zu spät (hinterdrein) kommen wie die alte Fasnacht‹; ähnlich im Saargebiet: ›Er kommt henneno (gefozt) wie die alt Fasenacht‹, zu spät; ebenso: ›aussehen wie die alt Fasenacht‹ und ähnliche Wendungen
Im christlichen Festkalender ist die Fastenzeit dem Osterfest vorangestellt, das auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 auf den jeweils ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond festgesetzt wurde. Der Ostertermin ist daher beweglich und kann entweder gleich auf den 21. März folgen oder erst in den April fallen. Da die Fastnacht als Fest vor dem Fasten der Fastenzeit vorausgeht ist ihr Termin ebenfalls beweglich und bestimmt sich im Verhältnis zu Ostern durch die Länge der Fastenzeit. Diese wurde entsprechend dem biblischen Bericht über das Fasten Jesu in der Wüste (Mt. 4, 2) von der Kirche auf 40 Tage und 40 Nächte festgelegt, so daß der Beginn der Fastenzeit auf den Mittwoch und damit das Ende der Fastnachtperiode auf den Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern (Invocavit) fiel. Im Jahre 1091 hatte jedoch die Synode von Benevent die Sonntage als Gedächtnistage der Auferstehung Jesu vom Fasten ausgenommen, so daß der Beginn der 40tägigen Fastenzeit damit nunmehr um 6 (Wochen-)Tage vorrückte. Dadurch verschob sich auch die Fastnacht nach vorne und endet seither mit dem Dienstag vor dem Mittwoch nach dem 7. Sonntag vor Ostern (Estomihi). Diese neue Regelung konnte sich jedoch am Hochrhein gegenüber der früheren Tradition nicht überall durchsetzen, wie in Basel und in Teilen des badischen Markgräflerlandes, wo man am Termin der ›alten Fastnacht‹ als ›Bauernfastnacht‹ gegenüber der neuen ›Herrenfastnacht‹ weiter festhielt, so daß hier die Fastnachtzeit erst beginnt, wenn sie anderswo bereits zu Ende ist. Daraus: Seine Fastnacht fällt immer spät: er vertröstet alle auf die Zukunft, ist ein schlechter Zahler.
Die geringe Anzahl der für ›Fastnacht‹ belegten und heute ohnehin nicht mehr gebräuchliche Redensarten steht in auffälligem Mißverhältnis zu ihrem sonstigen hohen Stellenwert im süddeutschen Volksleben und in der mittelalterlichen Kunst und Literatur. So steht Fastnacht als jährlich einmaliger Termin für die Zahl der Jahre in der Redensart ›Er ist offt in die Fassnacht gangen‹ (S. Franck): er ist alt. ›Hie ist alle tag die fasenacht‹ (Zimmerische Chronik) meinte dagegen, daß es da ständig so närrisch zugeht, wie sonst nur zur Fastnachtzeit.
• K. MEISEN: Namen und Ursprung der Fastnacht, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 17/18 (1966/67), S. 747; S. WAGNER: Der Kampf des Fastens gegen die Fastnacht (Diss. Freiburg im Breisgau 1984), S. 20ff.; H. MOSER: Volksbräuche im geschichtlichen Wandel (München 1985), S. 98ff., 315ff.; D.-R. MOSER: Fastnacht – Fasching – Karneval (Graz – Wien – Köln 1986).
Hinterher kommen wie die alte Fastnacht: zu spät kommen. In verschiedenen Redensarten des Rheinlandes und Süddeutschlands spielt die alte Fasnacht eine Rolle, z.B. schwäbisch ›zu spät (hinterdrein) kommen wie die alte Fasnacht‹; ähnlich im Saargebiet: ›Er kommt henneno (gefozt) wie die alt Fasenacht‹, zu spät; ebenso: ›aussehen wie die alt Fasenacht‹ und ähnliche Wendungen
Im christlichen Festkalender ist die Fastenzeit dem Osterfest vorangestellt, das auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 auf den jeweils ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond festgesetzt wurde. Der Ostertermin ist daher beweglich und kann entweder gleich auf den 21. März folgen oder erst in den April fallen. Da die Fastnacht als Fest vor dem Fasten der Fastenzeit vorausgeht ist ihr Termin ebenfalls beweglich und bestimmt sich im Verhältnis zu Ostern durch die Länge der Fastenzeit. Diese wurde entsprechend dem biblischen Bericht über das Fasten Jesu in der Wüste (Mt. 4, 2) von der Kirche auf 40 Tage und 40 Nächte festgelegt, so daß der Beginn der Fastenzeit auf den Mittwoch und damit das Ende der Fastnachtperiode auf den Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern (Invocavit) fiel. Im Jahre 1091 hatte jedoch die Synode von Benevent die Sonntage als Gedächtnistage der Auferstehung Jesu vom Fasten ausgenommen, so daß der Beginn der 40tägigen Fastenzeit damit nunmehr um 6 (Wochen-)Tage vorrückte. Dadurch verschob sich auch die Fastnacht nach vorne und endet seither mit dem Dienstag vor dem Mittwoch nach dem 7. Sonntag vor Ostern (Estomihi). Diese neue Regelung konnte sich jedoch am Hochrhein gegenüber der früheren Tradition nicht überall durchsetzen, wie in Basel und in Teilen des badischen Markgräflerlandes, wo man am Termin der ›alten Fastnacht‹ als ›Bauernfastnacht‹ gegenüber der neuen ›Herrenfastnacht‹ weiter festhielt, so daß hier die Fastnachtzeit erst beginnt, wenn sie anderswo bereits zu Ende ist. Daraus: Seine Fastnacht fällt immer spät: er vertröstet alle auf die Zukunft, ist ein schlechter Zahler.
Die geringe Anzahl der für ›Fastnacht‹ belegten und heute ohnehin nicht mehr gebräuchliche Redensarten steht in auffälligem Mißverhältnis zu ihrem sonstigen hohen Stellenwert im süddeutschen Volksleben und in der mittelalterlichen Kunst und Literatur. So steht Fastnacht als jährlich einmaliger Termin für die Zahl der Jahre in der Redensart ›Er ist offt in die Fassnacht gangen‹ (S. Franck): er ist alt. ›Hie ist alle tag die fasenacht‹ (Zimmerische Chronik) meinte dagegen, daß es da ständig so närrisch zugeht, wie sonst nur zur Fastnachtzeit.
• K. MEISEN: Namen und Ursprung der Fastnacht, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 17/18 (1966/67), S. 747; S. WAGNER: Der Kampf des Fastens gegen die Fastnacht (Diss. Freiburg im Breisgau 1984), S. 20ff.; H. MOSER: Volksbräuche im geschichtlichen Wandel (München 1985), S. 98ff., 315ff.; D.-R. MOSER: Fastnacht – Fasching – Karneval (Graz – Wien – Köln 1986).