Redensarten Lexikon
Erdboden
Jemanden unter die Erde wünschen: ihm den Tod wünschen. Jemanden unter die Erde bringen: ihn so ärgern, daß er darüber sterbenskrank wird.    In den Erdboden versinken wollen: sich zutiefst schämen. Die Wendung geht zurück auf Glaubensvorstellungen, wie sie sich in zahlreichen Volkserzählungen über die ganze Welt finden. Danach hat die Erde die Fähigkeit, sich plötzlich zu öffnen und Übeltäter zu verschlingen. In Zusammenhang damit steht die Selbstverfluchungsformel ›Die Erde soll mich verschlingen‹; ähnlich die Wendung wie vom Erdboden verschluckt: plötzlich verschwunden, sowie die Wendung ›Ich möchte vor Scham am liebsten in den Erdboden versinken‹.
   Alles dem Erdboden gleichmachen: alles zerstören.
   Etwas nicht aus der Erde stampfen können: nicht in der Lage sein, bestimmte Wünsche zu erfüllen; Boden.
   An die Erde gekettet sein: mit den täglichen Sorgen belastet sein, sich nicht zu Höherem freimachen können, auf dem Weg zu Gott festgehalten werden, nicht frei wie ein Vogel sein; vgl. die Begriffe ›Erdverbunden‹ bzw. ›Erdverwurzelt‹.
   Der Vergleich mit einem ›Erdrutsch‹ wird häufig auf den Wählerverlust einer Partei bezogen.
   Zitate sind: »Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden« (Gen 3, 19); »Die Erde hat mich wieder« (Goethes ›Faust‹ I, Nacht).

• E. FEHRLE: Artikel ›Erde‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 895-908; A. DIETERICH: Mutter Erde (Leipzig 3. Auflage 1925); M. LURKER: Artikel ›Erde, Erdgottheiten‹, in: Wörterbuch der Symbolik (Stuttgart 1979), S. 138-139; D. WARD: ›Erde‹, in: Enzyklopädie des Märchens IV, Spalte 136-153
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