Redensarten Lexikon
Erbse
Einem Erbsen auf die Stufen streuen: ihn zu Fall bringen; übertragen: seiner Ehre hinterlistig eine Falle stellen. 1639 bei Chr. Lehmann bezeugt: »Böse Leuth, die sich eines Unglücks freuen, streuen einem Erbsen auff die stegen, das einer von seiner Reputation herabfalle«. Allgemein bekannt ist der Vorgang aus A. Kopischs Gedicht von den ›Heinzelmännchen zu Köln‹. Vgl. französisch ›mettre des peaux de bananes sur le chemin de quelqu'un‹ (wörtlich: einem Bananenschalen auf den Weg streuen).    Auf seinem Gesicht hat der Teufel Erbsen gedroschen: er hat Sommersprossen; früher: er ist pockennarbig. Fontane schreibt 1894 in ›Meine Kinderjahre‹ (Gesammelte Werke [1920], 2. Reihe, 1. Band, S. 155): »Jeder hat einmal von den Blattern heimgesuchte Personen gesehen und dabei den Ausdruck ›der Teufel habe Erbsen auf ihrem Gesicht gedroschen‹ mehr oder weniger bezeichnend gefunden. Jedenfalls ist der Ausdruck sprichwörtlich geworden!« Berlinisch nennt man ein solches Gesicht auch, ›n abjeknabbert Kirschkuchenjesichte‹, oder man sagt: ›Der hat mit's Jesichte auf'n Rohrstuhl jesessen‹.
   Auf Erbsen zu gehen oder zu knien war eine Strafe, aber auch eine (freiwillige) Bußübung, daher noch heute die rheinische Redensart: ›Do heste äver es op Erbse gesatz‹, du bist in eine unbequeme Lage geraten. Ebenfalls aus den rheinischen Mundarten belegt sind die Redensarten: ›ut de Bohnen en de Erbsen kommen‹, aus einer Verlegenheit in die andere kommen; und: ›De Erbse komme em en de Bonne‹, bei ihm geht alles durcheinander. Elsässisch heißt: ›eim sagn, was drei Erbsen für'n Breej geben‹, ihm tüchtig die Meinung sagen.
   Es mögen Erbsen oder Bohnen sein: es ist mir alles gleich.
   Eine Erbse um eine Bohne geben: eigennützig etwas von geringem Wert schenken, um mehr dafür zu bekommen.
   Auf die Frage nach der Uhrzeit hört man (obersächsisch und auch sonst) die ausweichende Antwort: Es ist drei Viertel auf (kalte) Erbsen.
   Die Redensarten jemandem einen Erbsenkranz geben und mit dem Erbsenkranz sterben beziehen sich auf eine in Polen und Litauen übliche Sitte bei der Brautwerbung. Statt eines Korbes erhielt dort der abgewiesene Freier einen Strohkranz. Die Redensarten bedeuten also: jemand den Abschied geben und: als Junggeselle sterben.
   Die Wendung Er mag Erbsen zählen bedeutet, daß jemand ohne Beschäftigung ist. Wird jemand ein ›Erbsenzähler‹ genannt, heißt dies, daß er übergenau und geizig ist und sich um alles kümmert.
   Eine Prinzessin auf der Erbse sein: überempfindlich und zimperlich sein. Die Redensart dient der gutmütigen Verspottung eines besonders zartfühligen jungen Mädchens und beruht auf dem bekannten Märchen von H. Chr. Andersen.
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