Redensarten Lexikon
Elster
Im Volksglauben gilt die Elster als diebisch, spöttisch, zänkisch und geschwätzig; daher der redensartliche Vergleich Er stiehlt wie eine Elster ( Rabe, stehlen). Am verbreitetsten und ältesten ist der Ruf der Elster als einer schimpfenden Schwätzerin; schon in Ovids ›Metamorphosen‹ (V. 296ff.) ist von einer Frau die Rede, die in eine Elster verwandelt wird, ebenso in Sebastian Brants ›Narrenschiff‹ (64,19): »Eyn frow ist worden bald eyn hätz«, und bei Hans Sachs heißt es:
   bei jedermann an allen orten
   konnten sie von der weisheit schwetzen,
   gleichwie die eltstern und die hetzen.

Ähnlich sagt man noch heute schwätzen wie eine Elster; vgl. französisch ›bavarder comme une pie‹.
   Im Obersächsischen bedeutet etwas der Elster auf den Schwanz binden: für die Verbreitung einer Neuigkeit sorgen; von der Elster gegessen haben: sehr geschwätzig sein; ›er kann die Elster schwatzen lehren‹ sagt man von einem großen Schwätzer, ›er wird noch eine tote Elster betrügen‹, von einem sehr Einfältigen; ›der Elster das Hüpfen abgewöhnen wollen‹, etwas Unsinniges, Überflüssiges tun; ›die Elster füttern‹, seinen Gewinn unbemerkt einstecken.
   Ein vor allem im badischen Raum bekannter Vergleich lautet: ›Er stinkt wie eine Atzel‹ (Elster).

• O. KELLER: Die antike Tierwelt 2 (Leipzig 1913), S. 113; A. HAAS: Die Elster im pommerischen Volksmunde, in: Heimatbeilage 5 (Pyritz 1926), S. 34; A. TAYLOR: Artikel ›Elster‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 796-802; M. BELGRADER: Artikel ›Elster‹, in: Enzyklopädie des Märchens III, Spalte 1363-1367; E.U.L. GATTIKER: Die Vögel im Volksglauben (Wiesbaden 1989), S. 166-86.
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