Redensarten Lexikon
Eisenbahn
Es ist die höchste Eisenbahn: es ist die höchste Zeit. Diese weitverbreitete Redensart ist ursprünglich ein geflügeltes Wort, dessen Ursprung von den meisten jedoch längst vergessen ist. Es stammt aus Adolf Glassbrenners (1810-76) humoristisch-dramatischer Szene ›Ein Heiratsantrag in der Niederwallstraße‹. Darin hält der sehr zerstreute Briefträger Bornike um die Hand der Tochter des Stubenmalers Kleisch an. Als sein zukünftiger Schwiegervater die Höhe der Mitgift verrät, antwortet er: »Diese Tochter is janz hinreichend, ich heirate Ihre Mitgift«. Gegen Ende der Szene bricht Bornike plötzlich auf, da die Leipziger Post eingetroffen sei und die Briefe ausgetragen werden müssen. Er sagt beim Weggehen: »Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden anjekommen«.    ›Das hat schon in der Eisenbahnzeitung gestanden‹, es ist durch Klatsch verbreitet worden (mecklenburgisch).
   Die Redensart Jenseits der Eisenbahn bezieht sich auf die andere Seite der Bahn, wo die Leute schlechte Manieren haben. US-Präsident Truman gebrauchte diese Wendung (Spiegel Nr. 34/1985). In seiner mittelwestlichen Heimat markiert die Eisenbahn in den meisten Städten die Klassengrenze zwischen den besseren Leuten und der ärmeren Bevölkerungsschicht. Die Eisenbahn und ihre Einrichtungen haben auf vielfältige Weise den Redensartenschatz bereichert: vgl. etwa die Stichworte Gleis, Schiene.

• F. DIETER: ›Es ist die höchste Eisenbahn‹, in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 12 (1902), S. 348-349; H.P. HÄBERLI: Wöschhänki, Mumiepass und Geischterzug. Träfe ›Fachausdrücke‹ aus dem Eisenbahner-Wortschatz (Zürich o.J.); Zug der Zeit – Zeit der Züge. Deutsche Eisenbahn 1835-1985, 2 Bände. (Berlin 1985).
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