Redensarten Lexikon
Eis
Einen aufs Eis (Glatteis) führen: ihn auf die Probe stellen, ihn mit verfänglichen Worten in Gefahr bringen, überlisten. Die Redensart ist schon mittelhochdeutsch bezeugt, wo sie am Ende des 13. Jahrhunderts in der ›Livländischen Reimchronik‹ (V. 6501) belegt ist (»einen ûf ein is leiten«); ebenso heißt es im mittelhochdeutschen Passional (682,80):
   ey, durch waz
   wiltu vurbaz
   mich ûf ein îs hie leiten?

Davon abgeleitet ist die jüngere Wendung aufs Eis gehen: sich anführen lassen. Ebenfalls bereits mittelhochdeutsch ist die Redensart auf Eis bauen (›ich hân ûf ein îs gebûwen‹): seine Hoffnung auf den Falschen setzen, heute ersetzt durch ›Auf Sand gebaut haben‹; vgl. französisch ›bâtir sur du sable‹ (wörtlich: auf Sand bauen). Sand.
   Sich auf das glatte (dünne) Eis wagen: sich auf ein gefährliches Gebiet begeben, dem Sinne nach schon im 12. Jahrhundert durch ein lateinisches Sprichwort belegt: ›Qui currit glaciem, se non monstrat sapientem‹ (= Wer auf das Eis läuft, zeigt sich nicht weise).
   Sachte mit der Braut auf dem Eise: Vorsicht bei einer erst eingefädelten Sache, bei bedenklichen Umständen.
   Auf das Eis tanzen gehen: sich mutwillig in Gefahr begeben, ist abgeleitet von dem verbreiteten Sprichwort: ›Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen‹.
   Dem Eis einer Nacht vertrauen: unvorsichtig sein, hat ebenfalls ein Vorbild im Lateinischen (›Unius fidere noctis glaciei‹) und ist auch französisch und niederländisch bekannt.
   Das Eis brechen: den Weg bahnen, eine Sache in Gang bringen, abgeleitet von den Schiffern, die im Winter das Eis der Flüsse durchbrechen müssen, in übertragener Bedeutung, z.B. in Johann Fischarts ›Bienenkorb‹: »Christus musz den Verdiensten das Eis brechen«. Noch heute sagt man von zwei fremden Menschen, die sich allmählich näherkommen: Das Eis ist zwischen ihnen gebrochen. Vgl. französisch ›La glace est rompue entre eux‹.
   Das Eis zum Bruche bringen: eine Entscheidung gewaltsam herbeiführen.
   Unter das Eis gehen: untergehen, spurlos verschwinden, z.B. bei Pestalozzi: »Endlich ging auch diese gute Landessitte unter das Eis«. Die Redensart ist heute noch in der schweizerischen Mundart gebräuchlich: ›under ds Isch schlöufe‹, zugrunde gehen.
   Neuere Redensarten sind: auf Eis liegen: in seiner Handlungsfreiheit behindert sein. Jemanden auf Eis liegen haben: ihn zunächst zurücksetzen und für eine spätere Aufgabe vormerken.
   Etwas auf Eis legen: verschieben, nicht weiterführen; auch: Vermögen ansammeln. Ein Herz von Eis haben: ohne Mitgefühl sein, ungerührt und unbarmherzig sein; vgl. französisch ›avoir un cœur de glace‹ oder ›de pierre‹, Stein.
   Eisbeine kriegen (haben): kalte Füße, ist ein Wortspiel mit dem etymologisch unverwandten Wort ›Eisbein‹, ursprünglich ›Hüftbein‹, des Schweines.
   Ihm geht der Arsch mit Grundeis Arsch.
   Auf eine gefühlsarme oder skrupellose Person gemünzt ist der redensartliche Vergleich: Kalt wie Eis, desgleichen die verstärkte Wendung: ›eiskalt wie eine Hundeschnauze‹.
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