Redensarten Lexikon
einsam
Einen einsamen Entschluß fassen: etwas Wichtiges beschließen, ohne andere zu fragen. Die Redensart ist vor allem im Bereich von Politik und Wirtschaft geläufig. In anderem Sinne erscheint der Slogan ›einsame Spitze‹ bzw. ›einsame Klasse‹: unerhört gut, Spitzenklassse, aber selten.    Wieder anders zu werten ist die Wendung einsamer Rufer, die gebraucht wird für politisch oder religiöse Mahner, deren Stimme zwar großes Gewicht hat, aber ungehört verhallt. Sie ist entstanden in Anlehnung an die Bibelstelle Jes 40,3, in der von der rufenden Stimme in der Wüste die Rede ist und die auf Johannes den Täufer deutet (vgl. Mt 3,3).
   Im allgemeinen wird der Begriff ›einsam‹ meist mit Alleinsein und Verlassenheit in Verbindung gebracht. Daß eine solche Deutung nicht immer zutrifft, zeigen die folgenden Zitate, aus denen hervorgeht, daß Einsamkeit sowohl als Bereicherung wie auch als Leere empfunden werden kann.
   P.A. Wolf beschreibt in ›Preciosa‹ 1823, II, 1 (als Oper vertont von Carl M.v. Weber):

   Einsam bin ich, nicht alleine,
   denn es schwebt ja süß und mild
   um mich her im Mondenscheine
   dein geliebtes, teures Bild.
Ähnliches drückt Goethe aus in ›Wilhelm Meisters Lehrjahre‹, Buch 2, Kapitel 13 (Lied des Harfners):

   Und kann ich nur einmal
   Recht einsam sein,
   Dann bin ich nicht allein.

In jüngster Zeit erlangte vor allem ein Zitat Bedeutung, das von Juliane, ehem. Königin der Niederlande, stammt. Es lautet: ›Einsam und doch nicht allein‹. Es bildet den Buchtitel ihrer Memoiren.
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