Redensarten Lexikon
Eile
Das Sprichwort ›Eile mit Weile‹ ist ursprünglich ganz wörtlich gemeint. Unter den lateinischen Sentenzen des Mittelalters ist es als ›Festina lente!‹ und im früheren deutschen Sprachgebrauch auch als ›Eilen tut kein gut‹ geläufig. In der Erzähltradition wird es in zwei verschiedenen Versionen exemplifiziert. Verschiedene, von Natur aus langsame Tiere, wie Kröte, Käfer, Krebs, kommen beim Versuch eiliger Fortbewegung, etwa auf einer Treppe, zu Fall. Eine scherzhafte Anspielung brachte schon Abraham a Sancta Clara (1644-1709): »Eylen thut kein gut, sagte der Schneck, der sieben Jahr über die Brucken gekrochen und gleichwohl gestolpert«. Im Bereich der Tiergeschichte gibt es viele ähnliche Beispiele, in denen die spöttische Empfehlung langsam zu machen begegnet. In der Schwanküberlieferung dient es als Illustration der Maxime ›Wer langsam fährt, kommt auch zum Ziel‹. Da treibt etwa ein Kutscher sein Pferd mit Peitschenhieben an, um die Stadt noch vor Torschluß zu erreichen und verursacht dadurch einen Radbruch. In der ursprünglichen, wenngleich etwas erweiterten Fassung, begegnet das Sprichwort bei Fr. v. Logau in: ›Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend‹. [1654], 3, 113, 67):
   Was new ist angenehm, wird widrig in der eile,
   wann ihm nicht gut und nutz gibt kraft und länger weile.
    Schnecke.

• E. MOSER-RATH: Artikel ›Eile mit Weile‹, in: Enzyklopädie des Märchens III, Spalte 1182-1183.
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