Redensarten Lexikon
Echternacher Springprozession
Vorankommen wie die Echternacher Springprozession, d.h. nur mühsam und mit beständigen Rückschlägen: immer drei Schritte vor und zwei zurück (oder fünf vor und drei zurück). Die Echternacher Springprozession (seit dem 15. Jahrhundert bezeugt) wurde bekannt als Bittprozession für Kranke, besonders Epileptiker (Veitstanz), die zum Grabe des heiligen Willibrord nach Echternach (Luxemburg) pilgerten. Die Legende erzählt, daß bald nach dem Tod des Heiligen in der Gegend von Echternach eine Tierkrankheit ausbrach, bei der sich das Vieh zu Tode springen mußte. Die bedrängten Besitzer unternahmen hüpfend und springend eine Wallfahrt zum Grabe des Heiligen, der in seinem Leben auch Tiere geheilt hatte. Als die kranken Tiere wirklich gesund wurden, gelobten die Bauern, die Prozession jedes Jahr zu wiederholen. Dabei gilt der auch sonst in der Volksmedizin geläufige Grundsatz des ›similia similibus curantur‹, wonach durch Nachahmung des Übels versucht wird, dieses selbst zu heilen oder sich selbst wie auch andere davor zu beschützen.    Die Springprozession findet alljährlich am Pfingstdienstag statt und erfreut sich wegen ihrer Einzigartigkeit großen Zulaufs. In Gruppen bewegt sich der lange Zug springend und betend durch den Ort zur Kirche, in der sich das Grab des heiligen Willibrord befindet. Es handelt sich zweifellos um einen der merkwürdigsten Reste mittelalterlicher Volksfrömmigkeit im Abendland.

• R. SCHMEKEL: Artikel ›Echternacher Springprozession‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 536-541; L. SENNINGER: Über Ursprung und Wesen der Echternacher Springprozession, in: Willibrordus. Echternacher Festschrift (Luxemburg 1940), S. 284-305; K. MEISEN: Springprozessionen und Schutzheilige gegen den Veitstanz und ähnliche Krankheiten im Rheinlande und seinen Nachbargebieten, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, 2 (1951), S. 166-178.
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