Redensarten Lexikon
Du
Mit jemandem auf Du und Du stehen, Sich mit jemandem duzen: mit ihm auf freundschaftlicher Basis verkehren, ihn mit dem vertraulichen ›Du‹ anreden, statt mit dem distanzierenden Sie. Jemandem das Du anbieten: ihn zum Freund haben wollen, mit dem man weniger formell umgehen kann. Mit jemandem Duzfreundschaft schließen: ihn mit dem Vornamen und mit Du anreden, wie einen vertrauten Freund.    Manchmal wird das ›Du‹ aber auch ironisch eingesetzt, wie in den Redensarten ›Du bist mir (auch so) einer‹: das hätte ich nie von dir gedacht, das hätte ich dir nie zugetraut – unter Umständen sogar in gewisser Anerkennung gesagt. Auch erweitert, z.B. ›Du bist mir ein Schlawiner‹, d.h. ein Schlitzohr.
   Du bleibst doch immer, was du bist: du kannst dich in deinem Wesen trotz aller Anstrengungen nicht grundlegend ändern. Dieser Satz aus Goethes ›Faust‹ wird so vielseitig verwendet, daß er je nach der vorliegenden Situation verschiedene Bedeutungen haben kann. Mephisto gebraucht ihn in folgendem Zusammenhang:

   Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
   Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
   Du bleibst doch immer, was du bist.
Du ahnungsloser Engel, du, wenn man jemandem zu verstehen geben will, daß er eine sehr naive oder oberflächliche Meinung von etwas hat. Die Worte stammen aus Goethes ›Faust I‹ (Studierzimmer).
   Die Wendung: Du bist verückt mein Kind, mit der zum Ausdruck gebracht wird, daß das eben Gesagte völlig irreal ist und jeder Grundlage entbehrt, entstand nach einem Lied aus der Operette ›Fatiniza‹ von F. Zell und R. Genée, vertont von Franz von Suppé (1820-95).
   Bekannt sind Schreckens- oder Erstaunensrufe wie ›(ach) du liebes Bißchen‹, ›(ach) du grüne Neune‹, ›(ach) du meine Güte‹, abgekürzt: ›Du mei‹, Bruder, Sie.

• H. TRÜMPY: Das Duzen im Vormarsch, in: Schweizer Volkskunde Korrespondenzblatt 67 (1977), S. 18-21, 56-60, 79-84.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Du