Redensarten Lexikon
Dolchstoß
Einen Dolchstoß versetzen: jemandem (oft heimtückisch und von hinten) den Todesstoß geben. Der Dolch ist in Deutschland erst seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Vorher wurde die Bezeichnung ›Stoßmesser‹ bzw. ›Degenmesser‹ gebraucht.    Die Redensart wird allgemein gebraucht im Sinne von: jemandem in den Rücken fallen. In dieser Bedeutung begegnet sie auch in der berühmten Dolchstoß- Legende die in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg aufkam und im 2. Weltkrieg wieder auflebte. Es handelte sich dabei um die (auch im Ausland, besonders in der Schweiz und in England) weitverbreitete These, wonach Teile der Heimatbevölkerung, vor allem die Sozialdemokraten und die sozialistische Linke, durch ihre revolutionäre Tätigkeit dem ›im Felde unbesiegten Frontheer‹ in den Rücken gefallen seien und dadurch den Zusammenbruch verursacht hätten. Die von der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ am 17.12.1918 veröffentlichte Meinung, die deutsche Armee sei ›von hinten erdolcht‹ worden, wurde von der politischen Rechten aufgegriffen und zur Kampfparole gegen die Linken erhoben. Sie spielte auch in der Nazizeit noch eine große Rolle, obwohl die These durch Untersuchungen und Forschungen, vor allem aber durch den parlamentarischen Untersuchungsausschuß (Dolchstoß-Prozeß) schon im Jahre 1925 entkräftet und in den Bereich der Legende verwiesen worden war. Heute gilt die ›Dolchstoß-Legende‹ in der zeitgeschichtlichen Forschung als faktisch widerlegt.

• F. FRH. HILLER V. GAERTRINGEN: ›Dolchstoß‹-Diskussion und ›Dolchstoßlegende‹ im Wandel von vier Jahrzehnten, in: Festschr. H. Rothfels (1963); J. PETZOLD: Die Dolchstoßlegende. Eine Geschichtsfälschung im Dienste des deutschen Imperialismus und Militarismus (Berlin 1963).
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