Redensarten Lexikon
dick
Etwas (jemanden) dick(e) haben (kriegen): es satt haben, seiner überdrüssig sein. Dick hat in dieser und verwandten Redensarten noch den Sinn von mittelhochdeutsch dicke = oft, häufig. Ähnlich auch noch in den Mundarten., z.B. berlinisch ›Det wirste bald dicke kriejen!‹; sächsisch ›die Birnen dicke haben‹ ( Birne); ›es dicke zwingen‹, mit Leichtigkeit.    Mittelhochdeutsch dic im Sinne von ›groß‹ lebt auch noch in der Redensart Dicke Freunde sein. Die Redensart Mit jemandem (jedem) dick sein, eine Verkürzung aus ›dicke Freunde sein‹, ist erst im 20. Jahrhundert aufgekommen. Die Reichen heißen im Volksmund auch ›die Dicken‹ (auch ›Diccköppe‹; vgl. bairisch ›die Großkopferten‹); daher (sich) dicke tun: sich aufspielen, prahlen; Sich mit etwas dick machen: angeben, sich mit etwas brüsten, sich aufblasen; ebenso niederländisch ›zich dik maken‹; ›Dicke Töne reden‹, renommieren. In diesem Sinne begegnet die Wendung schon bei G.R. Weckerlin in ›Geistliche und weltliche Gedichte‹ (1648): » ... die durch gut und gelt dick, aufgeblasen, frech und prächtig versamblet gehen früh und spat ...«, und später bei J.M.R. Lenz in seinen ›Schriften‹, hrsg. von L. Tieck (1828): » ... macht sich einer so dick, lieber Himmel, wo kaltes Blut hernehmen?« Dagegen bedeuten die Wendungen ›Dick in der Wolle sitzen‹, ›Dick drinsitzen‹, es sich wohl sein lassen, gute Einnahmen haben, wohlhabend sein; ›Es dicke haben‹, viel Geld haben.
   Zu dick auftragen: übertreiben, wie der Maler, der zu viel Farbe für ein Bild verwendet.
   Durch dick und dünn gehen: rücksichtslos vorwärts gehen, meint eigentlich: durch dicht und dünn, wie schon belegt bei M. Frank in ›Coburgisches Friedens Dankfest‹ (1651): » ... durch dick und dünn, durch Koth und Wasser«. Später (1774), in Justus Mösers ›Patriotischen Phantasien‹ (1,570), erscheint die Wendung ohne ergänzenden Zusatz: »Jetzt geht alles mit seidenen Schuhen und Strümpfen durch dicke und dünne«. Ebenso englisch ›through thick and thin‹ und niederländisch ›door dik en dun‹. Auch im Märchen (Kinder-und Hausmärchen der Brüder Grimm 199) begegnet die Wendung.
   Mit jemandem durch dick und dünn gehen: ihm ohne Bedenken folgen, ihn auch in Schwierigkeiten nicht verlassen.
   Einen dicken Schädel (Kopf) haben (auch Ein Dickschädel sein): eigensinnig, unnachgiebig, schwer von Begriff sein; vgl. französisch ›avoir la tête dure‹; ähnlich Ein dickes Fell haben Fell; Dicke Ohren haben: harthörig sein, oder häufiger: sich schwerhörig stellen.
   Das ist ein dickes Ding Ding. Das dicke Ende
ð Ende.
   Dicke Luft Luft.
   Beliebte Verstärkungen sind: Knüppeldick und Faustdick; Es faustdick hinter den Ohren haben Ohr.
   Die Zwillingsformel ›Dick und fett‹ kann sowohl im spöttisch-verächtlichen Sinne gebraucht werden, wenn es um die Charakterisierung von Schlemmern, Fettwänsten (z.B. Falstaff) geht, aber durchaus auch im wohlmeinenden Sinne; zumal dicke Menschen als freundlich, gemütlich und vertrauenerweckend gelten. »Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein«, heißt es in Shakespeares ›Julius Caesar‹ (1, 2). In Zeiten verbreiteter Armut und grassierender Hungersnöte galt Wohlgenährtheit als ein Zeichen von Reichtum, wie überhaupt eine gewisse Beleibtheit zum Bild des ›gestandenen Mannsbildes‹ gehört (E. Moser-Rath). Das Auftreten eines Prahlers und Angebers wird im oberdeutschen Raum gelegentlich kommentiert durch das Sprichwort ›Mr hot scho oft gmoint, es sei oiner dick; dabei isch er bloß gschwolle‹.
   Eine Reihe von Wendungen umschreibt mit ›dick‹ Schwangerschaft: ›Eine Frau dick machen‹, sie schwängern. In vulgärer Umgangssprache wird der erigierte Penis auch als ›Dickmann‹ bezeichnet In diese Richtung verweisen auch erotische Sprichwörter wie ›Kurz und dick – der Frauen Glück‹ oder ›Kurz und dick gibt auch ein Stück‹. ›Dicke Berta‹ war die scherzhafte Bezeichnung der von der Fa. Krupp im Ersten Weltkrieg gebauten schweren 42-cm-Mörser (so benannt nach Frau Berta Krupp von Bohlen und Halbach). Nur in der deutschen Fassung heißt das bekannte amerikanische Komikerpaar des amerikanischen Stummfilms, Stan Laurel und Oliver (Olly) Hardi, ›Dick und Doof‹.

• E. MOSER-RATH: Artikel ›Dick und fett‹ in: Enzyklopädie des Märchens III, Spalte 611-614.}

Durch dick und dünn. Charles H. Bennett: Proverbs, London 1859.
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