Redensarten Lexikon
Dampf
Dampf hinter etwas machen: zur Eile antreiben; gemeint ist der Wasserdampf als Treibkraft. Jemandem Dampf machen: ihm Angst einjagen, ihn einschüchtern, ›Ihn unter Druck setzen‹.    Jüngere Redensarten aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts sind: (seinen) Dampf ablassen: Wut und Ärger abreagieren, wie beim Dampfkessel den Überdruck am Ventil herauslassen; Dampf in der Waschküche meint die Spannung oder die schlechte Stimmung in Familie oder Betrieb, und die Redensart Dampf draufhaben weist auf eine hohe Fahrgeschwindigkeit, wobei eine Übertragung von der Eisenbahn auf das Auto erfolgte. Auch die Mundarten gebrauchen Dampf vielfach in sprichwörtlichen Redensarten. Schwäbisch ›I schlog di, daß dir der Dampf ausgoht‹; nordthüringisch ›in Dampe si‹, betrunken sein; sächsisch ›sich dampffeucht machen‹, sich aus dem Staube machen; mecklenburgisch ›dörch den Damp gahn‹, auskneifen. Scherzhaft sagt man vom Raucher: ›Mit Dampf geht alles besser‹. Dampf wird ähnlich wie ›Dunst‹ auch als Bild der Nichtigkeit gebraucht, so in dem Ausdruck Er ist ein Hans Dampf (in allen Gassen). Hans.
   Einem Dampf antun: ihn ärgern, quälen oder necken. In dieser Redensart hat Dampf die Bedeutung von Bedrängnis, Pein. So wird Dampf schon im mittelhochdeutschen ›Passional‹ (283, 13) gebraucht:

   Philippus der herre guot
   Leit durch got disen camp
   Unde den bitterlîchen damp
   Der in betwanc sô daz er starp.

Die Bedeutung von Dampf als Kummer und Pein findet sich noch im ›Venus-Gärtlein‹: Das willig-angetane Kräncken,

   Das Seufftzen mit entzücktem Muht,
   Die halberloschne Lebens-Funcken,
   Die seynd es, was uns Dampf antut.

In der heutigenen Bedeutung (jemand mit Absicht in Ärger und Bedrängnis bringen) wird die Redensart schon von Grimmelshausen im ›Simplicissimus‹ gebraucht (III, 8, S. 278): »welche (Dragoner) den unsrigen daselbst vil dampfs anthäten«. Im ›Haushaltungsbuch‹ des Nostitz heißt es 1515: »Der hab ihm und anderen Abgesetzten den Dampf gethan und das gebrannte Herzleid angelegt«. Mitteldeutsch heißt die Redensart auch mit Stabreim: ›einem allen Tort und Dampf antun‹, gleichsam mit bösem Dunst anhauchen oder ihn darin einhüllen, wie z.B. bei Jean Paul: »mir zum Tort und Dampf'«. Mundartlich etwa mecklenburgisch: ›einen den Damp daun‹, jemand den Atem versetzen, übertragen: ihn ins Unglück bringen, auch: ihm einen Streich spielen; niederländisch ›iemand de dampen aandoen‹. Ähnlich ist die Redensart Dampf haben (kriegen) vor etwas: Angst haben (bekommen); auch in ihr wird Dampf in der bildlichenen Bedeutung von Bedrängnis, Angst gebraucht.
   Dasselbe alte ›Dampf‹ steckt auch in der aus Bayern bezeugten Redensart im Dampf bleiben: in der Bedrängnis bleiben, zugrunde gehen, zunichte werden.
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