Redensarten Lexikon
Christ
Er ist ein toller (wunderlicher) Christ: ein Sonderling, ein wunderlicher Mensch mit einem Stich ins Komische, ebenso wie die Redensart › Heiliger. Er ist ein sonderbarer, wunderlicher Heiliger‹.    Früher (z.B. Wander V, Spalte 534) leitete man diese Redensart fälschlich von Herzog Christian von Braunschweig und Lüneburg (1599-1626) her, einer Gestalt, die im Dreißigjährigen Krieg bei den Katholiken allgemein als der ›Tolle Christian‹ bekannt war. Vielmehr hat in der Redensart ›Christ‹ die verallgemeinernde Bedeutung ›Mensch‹ angenommen, ähnlich wie im Italienischen cristiano = Mensch und französisch ›C'est un dur chrétien‹ (heute ungebräuchlich) = ein schwierig zu behandelnder Mensch, oder crétin = blödsinniger, dummer Mensch (aus lateinisch christianus). ›Crétin‹ bedeutet heute nur noch ›Trottel‹, ›Spinner‹. Mecklenburgisch ›Dee is nich Christ noch Jud‹, er ist ein charakterloser Mensch.
   Er ist ein kalter Christ sagt man in der Eifel von einem, der die Kirche selten besucht.
   Christenfleisch riechen. »Ich rieche, rieche Christenfleisch« ist nur eine Variante der weit verbreiteten Formel ›Ich rieche, rieche Menschenfleisch‹, wie diese dem heimkehrenden riesischen oder teuflischen Unhold in den Mund gelegt wird, dessen Frau (oder Großmutter) dem Helden der Erzählung Unterkunft gewährt hat oder ihn verborgen hält.

• H. NAUMANN: Artikel ›Christenfleisch riechen‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 59; Artikel ›Menschenfleisch riechen‹, in: Enzyklopädie des Märchens (in Vorbereitung).
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