Redensarten Lexikon
Busen
Das Wort ›Busen‹ wird nicht nur im wörtlichen Sinne als Bezeichnung für die Brust, insbesonders die weibliche verwendet, sondern als poetischer Begriff; insbesondere in (heute als eher pathetisch empfundenen) literarischen Texten, zum Beispiel in Goethes ›Veilchen‹:
   Bis mich das Liebchen abgepflückt
   Und an dem Busen mattgedrückt!

oder in der Arie des Tamino in Mozarts ›Zauberflöte‹:

   Ich möchte sie dann voll Entzücken
   an meinen heißen Busen drücken ...

und – nochmals Goethe – (›An den Mond‹):

   Selig, wer sich vor der Welt
   Ohne Haß verschließt,
   Einen Freund am Busen hält
   Und mit ihm genießt.

Ein ›Busenfreund‹ ist ein guter, intimer Freund.
   Übertragen: Am Busen der Natur ruhen Natur.
   Eine Schlange am Busen nähren Schlange.
   ›Busen‹ steht in den Redensarten gleichsam für das Innerste des Menschen: Es im Busen haben: verschlagen sein; Einem etwas in den Busen schieben: es ihm zur Last legen; An seinen eigenen Busen greifen: vor Beurteilung anderer auf seine eigenen Fehler achten, heute meist verdrängt durch die Wendung ›Sich an die eigene Nase fassen‹, Nase. Ähnlich Die Hand in den Busen stecken, vgl. niederländisch ›de Hand in zijn eigen boezen steken‹, bereits in Luthers Bibelübersetzung (Ex 4, 6). Eine ältere redensartliche Wendung ist Etwas in den Busen stecken: verbergen, verstecken; vgl. französisch ›mettre quelque chose en son sein‹ (heute nur noch in gehobener Sprache). Hans Sachs verwendet den Ausdruck Einen in den Busen blasen für: ihm im Straßenraub Geld abjagen, wobei Busen wohl für ›Beutel‹ gebraucht wird. Mundartlich ist Busen in sprichwörtlichen Redensarten heute selten belegt, z.B. mecklenburgisch ›einen in'n Bussen faten‹, ihn tätlich angreifen, und ›sick in'n Bussen krigen‹, eine Prügelei beginnen.
   Manchmal wird heutzutage ›Busen‹ in einen ironischen Zusammenhang gebracht, wie z.B. in dem Spottvers:

   Laß mich mal an deinem Busen schmusen ...
   Da sprach sie unter Tränen: Ik hab ja keenen!
   Denn alles, was sie hatte, das war aus Watte.

Als ›Busengrapscher‹ werden Männer verspottet, die dauernd an Frauen ›herumfummeln‹ und sie zu betasten suchen.
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