Redensarten Lexikon
Buch
Wie es im Buche steht: mustergültig, tadellos, gebraucht zur Bekräftigung der Bedeutsamkeit und Glaubwürdigkeit einer Aussage oder eines Ereignisses. Diese Redensart bezieht sich auf die Bibel, in der bereits David von sich singt (Ps 40, 8): »Siehe, ich komme; im Buch steht von mir geschrieben«. Er redet wie ein Buch: er spricht selbstgefällig und ohne andere zu Worte kommen zu lassen, er redet so fließend, als wenn er aus einem Buche abläse. In der bairischen Wendung ›Der redt wia-r-a Buach‹ kommt das Mißtrauen zum Ausdruck, das die Bauern, die nicht viel mit Büchern zu tun haben, dem Gedruckten und allzu großer Gelehrsamkeit entgegenbringen (s.J.M. Lutz: Bayrisch [1932] S. 10). Die gleiche Redensart ist auch niederländisch (›spreken als een boek‹), englisch (›to talk like a book‹) und französisch (›Il parle comme un livre‹) gebräuchlich.
Im schwarzen Buche stehen: in ungünstigen Ruf gekommen sein. Das ›schwarze Buch‹ ist ursprünglich das Zauberbuch (so verwendet bei Walther von der Vogelweide 33, 7), später das Verzeichnis der Bestraften und Ausgeschlossenen, vgl. norddeutsch ›We ware ans schwarz Buch komme‹, wir sind ins Strafbuch eingetragen worden. ⇨ schwarz.
Etwas ins große Buch schreiben: einem etwas hoch anrechnen (holsteinisch). Zu einem Advokaten, dem ein Bauer seine Sache vortrug, sagte dieser, da jener in einem kleinen Buch blätterte: »Herr, lest doch ut dem grôten Boke, min Sâk is en grôte Sâk«.
Ins Buch des Lebens schreiben (geschrieben werden): von Gott zu den Gerechten gezählt werden, zu den jenseitigen Freuden auserwählt sein. ›Das Buch des Lebens‹ wird an mehreren Bibelstellen erwähnt (Ex 32,32; Ps 69,29; Lk 10,10, Phil 4,3), geflügelt ist der Ausdruck vor allem durch seine vielfache Anwendung in der ›Offenbarung des Johannes‹ geworden, wo es z.B. in Kapitel 3, V. 5 heißt: »Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens ...« Viel gesungen wird auch in der konfessionellen Jugend folgender Kanon von Theophil Rothenberg:
Alles ist eitel,
du aber bleibst
und wen du ins Buch
des Lebens schreibst.
Dagegen im profanen Bereich mit meist negativer Bedeutung: Bei jemandem im Buche stehen: bei ihm borgen, eigentlich: im Schuldbuche stehen.
Zu Buche schlagen: Gewinn bringen; oft aber auch in der Negation: Etwas schlägt nicht zu Buche: es ist ganz unbedeutend, von geringem Nutzen.
Sich in ein Buch vergraben: mit Spannung lesen, nicht mehr davon loskommen. Ähnlich: ›Ein Büchernarr, Bücherwurm sein‹.
Die Nase ins Buch stecken müssen: tüchtig lernen müssen, ⇨ Nase.
›Büchle beten‹ (schwäbisch): den Katechismus auswendig lernen.
Das Buch der vier Könige aufschlagen (lesen): scherzhafte Bezeichnung für das Kartenspielen; niederländisch sagt man dafür ›Hij heeft den bijbel von 52 bladden‹. Das Kartenspiel wird auch des Teufels ›Gesang- oder Gebetbuch‹ genannt, so schon 1568 bei Johannes Nasus und 1572 in Johann Fischarts ›Aller Praktik Großmutter‹ übernommen als Kalenderprophezeiung für den Februar: »Das kalt Wetter wird noch vil zitterens geben, besonders den Barfüßern, sie ziehen dann für Ofen und läsen im Buch der König vom Schellenkönig, wie der Kartenhäuser (›Karthäuser‹) Übung ist.«
Er liest gern in Büchern, wo man die Blätter mit dem Knie umwendet ist eine ältere, vom Beischlaf gebrauchte Wendung, die auch heute noch mundartlich weiterlebt, z.B. schwäbisch ›in dem Buch lesen, das man mit den Knien aufschlägt‹, Unzucht treiben.
Ein Buch mit sieben Siegeln: ein geheimnisvolles Buch, auch: etwas Schwerverständliches, Unergründliches, hergeleitet aus der Offenbarung Joh 5, 1-5. Vgl. englisch ›a sealed book‹ und französisch ›un livre scellé de sept sceaux‹. Für jemanden ein Buch mit sieben Siegeln sein (vgl. niederländisch ›voor iemand een gesloten boek zijn‹): ganz unbekannt, bezieht sich meistens auf einen Menschen, den man nicht durchschauen kann. Faust sagt zu Wagner:
Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Fischart gebraucht die Wendung in umgekehrtem Sinne: »Das Buch mit siben Sigeln aufthun« (›Bienenkorb‹ 67a).
• K. KALBFLEISCH: Ein verkanntes Sprichwort: Steuermänner aus dem Buche, in: Rhein. Mus. für Philologie 92(1944), S. 286-287; R. SCHENDA: Artikel ›Buch‹ in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 965-970; O. SCHNITZLER. Artikel ›Buch des Lebens‹, in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 971-974.}
Ein Bücherwurm sein. Zeichnung von Grandville, zu: Scènes de la Vie Privée et Publique des Animaux, 1842. Aus: Die Phantasien des Grandville: Druckgraphik 1829-1847, ausgewählt und eingeleitet von Hans-Burkhard Schlichting, Darmstadt 1976, S. 34.
Im schwarzen Buche stehen: in ungünstigen Ruf gekommen sein. Das ›schwarze Buch‹ ist ursprünglich das Zauberbuch (so verwendet bei Walther von der Vogelweide 33, 7), später das Verzeichnis der Bestraften und Ausgeschlossenen, vgl. norddeutsch ›We ware ans schwarz Buch komme‹, wir sind ins Strafbuch eingetragen worden. ⇨ schwarz.
Etwas ins große Buch schreiben: einem etwas hoch anrechnen (holsteinisch). Zu einem Advokaten, dem ein Bauer seine Sache vortrug, sagte dieser, da jener in einem kleinen Buch blätterte: »Herr, lest doch ut dem grôten Boke, min Sâk is en grôte Sâk«.
Ins Buch des Lebens schreiben (geschrieben werden): von Gott zu den Gerechten gezählt werden, zu den jenseitigen Freuden auserwählt sein. ›Das Buch des Lebens‹ wird an mehreren Bibelstellen erwähnt (Ex 32,32; Ps 69,29; Lk 10,10, Phil 4,3), geflügelt ist der Ausdruck vor allem durch seine vielfache Anwendung in der ›Offenbarung des Johannes‹ geworden, wo es z.B. in Kapitel 3, V. 5 heißt: »Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens ...« Viel gesungen wird auch in der konfessionellen Jugend folgender Kanon von Theophil Rothenberg:
Alles ist eitel,
du aber bleibst
und wen du ins Buch
des Lebens schreibst.
Dagegen im profanen Bereich mit meist negativer Bedeutung: Bei jemandem im Buche stehen: bei ihm borgen, eigentlich: im Schuldbuche stehen.
Zu Buche schlagen: Gewinn bringen; oft aber auch in der Negation: Etwas schlägt nicht zu Buche: es ist ganz unbedeutend, von geringem Nutzen.
Sich in ein Buch vergraben: mit Spannung lesen, nicht mehr davon loskommen. Ähnlich: ›Ein Büchernarr, Bücherwurm sein‹.
Die Nase ins Buch stecken müssen: tüchtig lernen müssen, ⇨ Nase.
›Büchle beten‹ (schwäbisch): den Katechismus auswendig lernen.
Das Buch der vier Könige aufschlagen (lesen): scherzhafte Bezeichnung für das Kartenspielen; niederländisch sagt man dafür ›Hij heeft den bijbel von 52 bladden‹. Das Kartenspiel wird auch des Teufels ›Gesang- oder Gebetbuch‹ genannt, so schon 1568 bei Johannes Nasus und 1572 in Johann Fischarts ›Aller Praktik Großmutter‹ übernommen als Kalenderprophezeiung für den Februar: »Das kalt Wetter wird noch vil zitterens geben, besonders den Barfüßern, sie ziehen dann für Ofen und läsen im Buch der König vom Schellenkönig, wie der Kartenhäuser (›Karthäuser‹) Übung ist.«
Er liest gern in Büchern, wo man die Blätter mit dem Knie umwendet ist eine ältere, vom Beischlaf gebrauchte Wendung, die auch heute noch mundartlich weiterlebt, z.B. schwäbisch ›in dem Buch lesen, das man mit den Knien aufschlägt‹, Unzucht treiben.
Ein Buch mit sieben Siegeln: ein geheimnisvolles Buch, auch: etwas Schwerverständliches, Unergründliches, hergeleitet aus der Offenbarung Joh 5, 1-5. Vgl. englisch ›a sealed book‹ und französisch ›un livre scellé de sept sceaux‹. Für jemanden ein Buch mit sieben Siegeln sein (vgl. niederländisch ›voor iemand een gesloten boek zijn‹): ganz unbekannt, bezieht sich meistens auf einen Menschen, den man nicht durchschauen kann. Faust sagt zu Wagner:
Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Fischart gebraucht die Wendung in umgekehrtem Sinne: »Das Buch mit siben Sigeln aufthun« (›Bienenkorb‹ 67a).
• K. KALBFLEISCH: Ein verkanntes Sprichwort: Steuermänner aus dem Buche, in: Rhein. Mus. für Philologie 92(1944), S. 286-287; R. SCHENDA: Artikel ›Buch‹ in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 965-970; O. SCHNITZLER. Artikel ›Buch des Lebens‹, in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 971-974.}
Ein Bücherwurm sein. Zeichnung von Grandville, zu: Scènes de la Vie Privée et Publique des Animaux, 1842. Aus: Die Phantasien des Grandville: Druckgraphik 1829-1847, ausgewählt und eingeleitet von Hans-Burkhard Schlichting, Darmstadt 1976, S. 34.