Redensarten Lexikon
Böhnhase
In dem Wort Böhnhase lebt ein Stück Erinnerung an das Zunftwesen vergangener Tage weiter. Wer ehemals ein Handwerk ausübte, ohne die Meisterrechte erworben zu haben, wurde mißtrauisch beobachtet und auch verfolgt. Mehrere humorvolle Bezeichnungen für solche pfuschenden Handwerker hat vor allem die norddeutsche Handwerkssprache bewahrt: ›Dachhase‹ = unzünftiger Zimmermann; ›Sülfmeister‹ = ein Geselle, der sich selbst zum Meister gemacht hat, ›Stümper‹ u.a.    Für den unzünftigen Schneider begegnen zahlreiche Ausdrücke: ›Winkelschneider‹, ›Schneiderfretter‹, ›Störer‹, ›Hosenkoch‹ und ›Ferkenstecher‹; der bekannteste ist Böhnhase. Dieses Wort war zunächst eine scherzhafte Benennung der Katze, ähnlich wie ›Balkhase‹ oder ›Dachhase‹, zu ›Böhn‹ = Boden, Bühne, mittelniederdeutsch ›bonehase‹, niederländisch ›beunhaas‹, und ist dann auf den unzünftigen Schneider übertragen worden, der heimlich auf dem Dachboden sein unerlaubtes Gewerbe betrieb. Später ist das Wort auch für andere unzünftige Handwerker verwendet worden.
   Da die Zunftmeister das Recht hatten, die Ausübung eines Handwerks durch Nichtzünftige zu verfolgen, ergab sich die Redensart Böhnhasen jagen: Pfuschern nachstellen, 1755 in Hamburg erstmals bezeugt. Das von dem Hauptwort abgeleitete Zeitwort Böhnhasen bedeutet pfuschen, 1594 in Preußen belegt: »Hat Jemands gebönhaset, der soll 10 mark ablegen, ehe im vergunt wirdt, Meister zu werden«.
   Wort und Redensart sind im oberdeutschen Raum nicht bezeugt, dagegen noch heute in Niederdeutschland, zum Teil mit veränderter Bedeutung, z.B. mecklenburgisch ›Denn' hebben wi dat Boehnhasen lihrt‹, wir haben ihm das Geld beim Kartenspiel abgenommen.

• R. WISSELL: Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 2 Bände (Berlin 1929), I, S. 335-343 GÖHRING, Nr. 53, S. 36 f.; LINDQVIST, S. 70 f.
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