Redensarten Lexikon
Bohne
Da die einzelne Bohne so gut wie gar keinen Wert hat (Bohnen werden öfters als Ersatz für Spielgeld verwendet), bezeichnet sie schon seit dem 13. Jahrhundert das Unbedeutende, Nichtige. Nicht die Bohne: durchaus nicht, nichts; keineswegs, nicht die Spur. ›Er ist nicht einer kalten Bohne wert‹; Keine Bohne wert: wertlos; ebenso niederländisch: ›Hij is geene boon ward‹. Ähnlich sagte man früher auch: ›Nicht eine Erbse‹, ›eine Linse‹, ›eine Wicke gebe ich drum‹. Seit dem Mittelhochdeutschen existiert eine Fülle von Belegen: Walther von der Vogelweide gebraucht im Hinblick auf die Freigebigkeit Kaiser Friedrichs:
mîn vorderunge ist ûf in kleiner danne ein bône,
und im ›Tristan‹ Gottfrieds von Straßburg (V.16875f.) heißt es:
sin hæten umbe ein bezzer leben
niht eine bone gegeben.
Als Tristan vom Riesen Urgan bedroht wird, erwidert er (V. 15989-91):
weistuz nu wol, nu vürhte ich
dine stange unde dich
niht eine halbe bone.
Bei Luther (Heuseler Nr. 367): »Der Walhen (Welschen) Andacht und Deutschen Fasten möchte man beide mit einer Bohne bezahlen«; bei Geiler von Kaysersberg: »man kempfet umb ein sach, die nit einer bonen wert ist«. Johannes B. Schupp (1610-61) bringt: ›Freundschaft, die auf Fressen und Saufen gegründet ist, die ist nicht einer Bohnen wert‹.
In den heutigen Mundarten ist die Redensart noch weit verbreitet; z.B. pfälzisch: ›ken hohle Bohn wert‹. Die Wendung ›kei wurmige Bo nutz‹ gleicht der folgenden schwäbischen ›keine schimmelichte Bohne wert‹; mecklenburgisch ›Dor kihr'ck mi nich ne Bohn' an‹, darum kümmere ich mich nicht. Ähnlich niederdeutsch ›Dat sünd min Bohnen‹, das laß meine Sorge sein; westfälisch ›Et sind dine Bäunen nit‹, das geht dich nichts an.
Andere schon frühneuhochdeutsch belegte Wendungen sind: Erbsen Bohnen sein lassen: etwas nicht sehr genau nehmen, fünf gerade sein lassen, z.B. bei Johann Fischart (›Gargantua‹ 130a): »er liesz bonen erbsen sein«; Aus einer Bohne einen Berg machen: etwas Unbedeutendes aufbauschen, etwa bei Geiler von Kaysersberg: »uszer einer bonen ein berg gemacht«, und bei Eberlin von Günzburg: »Da wurd geurteilt, ja aus einer Bon ein Berg gemacht«. Geh' mir aus den Bohnen ⇨ Bohnenlied.
Bohnenspeise verursacht Blähungen (vgl. das Sprichwort ›Jedes Böhnchen – ein Tönchen‹), unter Umständen Beängstigung, Herzklopfen und in geringerem Maße auch Behinderung des freien Denkens. Daher wohl die Redensart Du hast Bohnen gegessen: du bist schwer von Begriff, dumm; vgl. niederdeutsch ›Hast grote Bonen eten‹ und thüringisch ›Du hast wohl Bohnen gegessen‹, du bist wohl taub? (vgl. M. Höfler: ›Krankheitsnamenbuch‹, S. 115); hamburgisch: ›Du hest wol grote Bonen freten?‹ zu ungehorsamen, eigensinnigen Kindern oder wenn jemand oft nachfragt. Der Pfälzer charakterisiert den einfältigen Menschen mit dem Wort ›Bohnensimbel‹. Die Auffassung, ein übermäßiger Bohnengenuß beeinträchtige sinnliche Wahrnehmung und Verstand, kannte schon das Altertum.
Etwas anderen Ursprungs ist die am Niederrhein und in Holland verbreitete Redensart in den Bohnen sein: in Gedanken versunken, mit den Gedanken abwesend sein, vgl. niederländisch ›in de bonen zijn‹; in Verwirrung, in Verlegenheit sein – ihrer ursprünglichen Bedeutung nach –, närrisch geworden sein. Im Mittelalter noch unbekannt, ist die Wendung frühestens seit dem 16. Jahrhundert in niederländischen Liedern nachweisbar. Den Glauben an eine rauschhafte Wirkung von Bohnen bezeugen aber bereits antike Quellen.
Die fatale Situation eines Hilf- und Ratlosen, Geängsteten und Bedrohten bezeichnet die berndeutsche Redensart ›Dä isch bös i de Bohne‹: arg in der Klemme, in einer prekären Lage, die J. Gotthelf in seinen ›Wahlängsten und Nöten des Herrn Böhneler‹ genießerisch ausmalt.
Bohnen in den Ohren haben: schlecht hören können. Nach dem Volksglauben schädigt der Bohnenverzehr in erster Linie das Gehör; daher die spöttische Frage, schleswig-holsteinisch: ›Du hesst wol (grote) Bohnen in de Ohren?‹ für Leute, die schwerhörig sind oder sich harthörig stellen. Im Holsteinischen heißt es: ›He wart Boonenslu (Bohnenschalen) in de Ooren hebben‹.
Eine besonders verachtete Speise sind kalte Bohnen, daher südwestdeutsch als Abfertigung der Frage nach der Uhrzeit: ›s'isch dreiviertel uf kalte Bohnen!‹ und niederdeutsch nach Anhören eines törichten Wunsches ›Wenn't süß nix is als koll Bon un Buttermelk up'n Sünndag!‹.
Eine Bohne in einer Speise zu verstecken oder in einen Kuchen zu backen ist ein alter Gesellschaftsscherz, ursprünglich am Vorabend des Dreikönigsfestes, heute besonders bei Gesellschaft junger Mädchen. Wer die Bohne in dem ihm zugeteilten Stück fand, wurde früher zum König des Festes, zum ›Bohnenkönig‹ erklärt. Man schmauste und zechte auf seine Kosten und erwies ihm einen Tag lang fiktive Ehren; verständlich, daß bisweilen der Titel verächtlich für einen nur nominell regierenden Fürsten gebraucht wurde; heute glaubt man, daß der Finder der Bohne sich als erster der Gesellschaft verloben wird. Daher sprichwörtlich: Er hat die Bohne (im Kuchen) gefunden: er hat einen guten Fund gemacht, er hat es getroffen; ebenso französisch ›Il a trouvé la fève dans le gâteau‹.
Jüngere Redensarten sind: Einem eine Bohne stecken: ihn zurechtweisen, und Er macht sich durch die Bohnen: er flüchtet, dazu rheinisch ›Met dem geht et en de Bohne‹, er wird bald sterben; ebenso für die Nichtigkeit alles Irdischen heißt es im Schwäbischen: ›'s goht bald mit mir ins Bohnegärtle‹, auf den Kirchhof; und pfälzisch: ›'s alles in de Buhne gang‹: verlorengegangen.
Nach der blauen Farbe des Bleis werden seit dem 18. Jahrhundert die Flintenkugeln als Blaue Bohnen bezeichnet, z.B. bei E.M. Arndt: »da sät man blaue Bohnen, die nimmer Stengel treiben, bei Kotberg auf der Au«. Daher die Wendungen Einem eine blaue Bohne einjagen (niederländisch ›een blauwe boon‹ und englisch ›a blue pill (plum)‹); Er weiß, wie die blauen Bohnen pfeifen: er ist ein kampferprobter Soldat (mit ›Fronterfahrung‹); Blaue Bohnen hageln: Gewehrkugeln hageln; Blaue Bohnen regnen: beliebte Wendung in Grimms Märchen (Kinder-und Hausmärchen der Brüder Grimm 16, Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 101). Das pfälzische ›e bloo Bohn schlicke‹: vermutlich mit Kopfschuß durch den Mund enden (Selbstmord verüben), könnte aber auch einfach ›erschossen werden‹ heißen. Harmlos klingt dagegen westfälisch ›Bloae Baünkes (Böhnchen) maken‹ dumme Streiche verüben. Die schleswig-holsteinische Redensart ›he maakt em blaue Bohnen wies‹ bezeichnet so etwas wie Vortäuschung falscher Tatsachen.
Steht in der bairischen Mundart ›Hasenpône‹ für einen furchtsamen und unentschlossenen Menschen, so bedeutet in Nordostdeutschland der Besitz von Bohnen ›Bohnen haben‹ – zumeist Angst oder sogar Furcht empfinden. Der Besitz von Bohnen kann allerdings auch Wohlstand signalisieren.
Er hat viele Bohnen im Sack: er ist wohlhabend oder scheint es wenigstens zu sein. Er hat Bohnen: er ist ein reicher Bauer.
Der Pfälzer meint von einem, der alles zu genau nimmt: ›Des isch e diffiziler Bohneputzer‹.
Zahlreich sind sprichwörtliche Vergleiche, die die Bohne zum Gegenstand haben. Wer im nordostdeutschen Raum ›wie ut de Bohne gekroape‹ erscheint, der tritt äußerlich vernachlässigt, vor allem ungekämmt auf; ›He sitt ut wie e Bohnengruggel‹: der gibt sich wie ein Schreckgespenst.
Das Schleswig-Holsteinische kennt: ›He itt as'n Bohnendöscher‹ für die Mahlzeit eines ausgehungerten Schwerarbeiters. Mancher ist, pfälzisch gesprochen, ›so dinn wie e Bahneblaat‹. Heißt es im Bairischen euphemistisch von einer Frau, ›sie hat eine Pône gegessen‹, so ist eine Schwangere gemeint. Aus dem politischen Bereich stammt die Wendung ›Er ist ein Bohnenfresser‹: verkauft, wie schon im antiken Griechenland geschehen, seine Stimme dem Meistbietenden. Man ging bereits in der Antike mit schwarzen und weißen Bohnen zur Wahlurne, und es bereitete keine Schwierigkeiten, aus staatsbürgerlichen Rechten eine lukrative Erwerbsquelle zu machen. Auch gegen diese Praxis richtete sich Pythagoras' berühmtes Verbot für seine Anhänger ›Enthalte dich der Bohnen!‹. Das bedeutete jeden Verzicht auf öffentliches Wirken. In erster Linie jedoch richtete sich sein Verdikt gegen den entheiligenden Genuß der ›unsauberen‹ Frucht.
• WANDER I Spalte 426-427, V, Spalte 1030-1031; F.A. STOETT: Hij is en de boonen, in: Noord en Zuid 13 (1890) S. 217-220; H. MARZELL: Artikel ›Bohne‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 1470-1473; P. SARTORI: Artikel ›Bohnenkönig‹ und ›Bohnensonntag‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 1473-1475; M. WÄHREN: Der Königskuchen und sein Fest (Köln 1958); W. DANCKERT: Symbol, Meta-
pher, Allegorie im Lied der Völker. (Bonn-Bad Godesberg 1978) Teil 3, S. 1261-1270; A. HAUSER: Auf der Suche nach dem Bohnenlied, in: Neue Zürcher Zeitung v. 9./ 10.5.1981, Nr. 106, Beil. Literatur und Kunst.
mîn vorderunge ist ûf in kleiner danne ein bône,
und im ›Tristan‹ Gottfrieds von Straßburg (V.16875f.) heißt es:
sin hæten umbe ein bezzer leben
niht eine bone gegeben.
Als Tristan vom Riesen Urgan bedroht wird, erwidert er (V. 15989-91):
weistuz nu wol, nu vürhte ich
dine stange unde dich
niht eine halbe bone.
Bei Luther (Heuseler Nr. 367): »Der Walhen (Welschen) Andacht und Deutschen Fasten möchte man beide mit einer Bohne bezahlen«; bei Geiler von Kaysersberg: »man kempfet umb ein sach, die nit einer bonen wert ist«. Johannes B. Schupp (1610-61) bringt: ›Freundschaft, die auf Fressen und Saufen gegründet ist, die ist nicht einer Bohnen wert‹.
In den heutigen Mundarten ist die Redensart noch weit verbreitet; z.B. pfälzisch: ›ken hohle Bohn wert‹. Die Wendung ›kei wurmige Bo nutz‹ gleicht der folgenden schwäbischen ›keine schimmelichte Bohne wert‹; mecklenburgisch ›Dor kihr'ck mi nich ne Bohn' an‹, darum kümmere ich mich nicht. Ähnlich niederdeutsch ›Dat sünd min Bohnen‹, das laß meine Sorge sein; westfälisch ›Et sind dine Bäunen nit‹, das geht dich nichts an.
Andere schon frühneuhochdeutsch belegte Wendungen sind: Erbsen Bohnen sein lassen: etwas nicht sehr genau nehmen, fünf gerade sein lassen, z.B. bei Johann Fischart (›Gargantua‹ 130a): »er liesz bonen erbsen sein«; Aus einer Bohne einen Berg machen: etwas Unbedeutendes aufbauschen, etwa bei Geiler von Kaysersberg: »uszer einer bonen ein berg gemacht«, und bei Eberlin von Günzburg: »Da wurd geurteilt, ja aus einer Bon ein Berg gemacht«. Geh' mir aus den Bohnen ⇨ Bohnenlied.
Bohnenspeise verursacht Blähungen (vgl. das Sprichwort ›Jedes Böhnchen – ein Tönchen‹), unter Umständen Beängstigung, Herzklopfen und in geringerem Maße auch Behinderung des freien Denkens. Daher wohl die Redensart Du hast Bohnen gegessen: du bist schwer von Begriff, dumm; vgl. niederdeutsch ›Hast grote Bonen eten‹ und thüringisch ›Du hast wohl Bohnen gegessen‹, du bist wohl taub? (vgl. M. Höfler: ›Krankheitsnamenbuch‹, S. 115); hamburgisch: ›Du hest wol grote Bonen freten?‹ zu ungehorsamen, eigensinnigen Kindern oder wenn jemand oft nachfragt. Der Pfälzer charakterisiert den einfältigen Menschen mit dem Wort ›Bohnensimbel‹. Die Auffassung, ein übermäßiger Bohnengenuß beeinträchtige sinnliche Wahrnehmung und Verstand, kannte schon das Altertum.
Etwas anderen Ursprungs ist die am Niederrhein und in Holland verbreitete Redensart in den Bohnen sein: in Gedanken versunken, mit den Gedanken abwesend sein, vgl. niederländisch ›in de bonen zijn‹; in Verwirrung, in Verlegenheit sein – ihrer ursprünglichen Bedeutung nach –, närrisch geworden sein. Im Mittelalter noch unbekannt, ist die Wendung frühestens seit dem 16. Jahrhundert in niederländischen Liedern nachweisbar. Den Glauben an eine rauschhafte Wirkung von Bohnen bezeugen aber bereits antike Quellen.
Die fatale Situation eines Hilf- und Ratlosen, Geängsteten und Bedrohten bezeichnet die berndeutsche Redensart ›Dä isch bös i de Bohne‹: arg in der Klemme, in einer prekären Lage, die J. Gotthelf in seinen ›Wahlängsten und Nöten des Herrn Böhneler‹ genießerisch ausmalt.
Bohnen in den Ohren haben: schlecht hören können. Nach dem Volksglauben schädigt der Bohnenverzehr in erster Linie das Gehör; daher die spöttische Frage, schleswig-holsteinisch: ›Du hesst wol (grote) Bohnen in de Ohren?‹ für Leute, die schwerhörig sind oder sich harthörig stellen. Im Holsteinischen heißt es: ›He wart Boonenslu (Bohnenschalen) in de Ooren hebben‹.
Eine besonders verachtete Speise sind kalte Bohnen, daher südwestdeutsch als Abfertigung der Frage nach der Uhrzeit: ›s'isch dreiviertel uf kalte Bohnen!‹ und niederdeutsch nach Anhören eines törichten Wunsches ›Wenn't süß nix is als koll Bon un Buttermelk up'n Sünndag!‹.
Eine Bohne in einer Speise zu verstecken oder in einen Kuchen zu backen ist ein alter Gesellschaftsscherz, ursprünglich am Vorabend des Dreikönigsfestes, heute besonders bei Gesellschaft junger Mädchen. Wer die Bohne in dem ihm zugeteilten Stück fand, wurde früher zum König des Festes, zum ›Bohnenkönig‹ erklärt. Man schmauste und zechte auf seine Kosten und erwies ihm einen Tag lang fiktive Ehren; verständlich, daß bisweilen der Titel verächtlich für einen nur nominell regierenden Fürsten gebraucht wurde; heute glaubt man, daß der Finder der Bohne sich als erster der Gesellschaft verloben wird. Daher sprichwörtlich: Er hat die Bohne (im Kuchen) gefunden: er hat einen guten Fund gemacht, er hat es getroffen; ebenso französisch ›Il a trouvé la fève dans le gâteau‹.
Jüngere Redensarten sind: Einem eine Bohne stecken: ihn zurechtweisen, und Er macht sich durch die Bohnen: er flüchtet, dazu rheinisch ›Met dem geht et en de Bohne‹, er wird bald sterben; ebenso für die Nichtigkeit alles Irdischen heißt es im Schwäbischen: ›'s goht bald mit mir ins Bohnegärtle‹, auf den Kirchhof; und pfälzisch: ›'s alles in de Buhne gang‹: verlorengegangen.
Nach der blauen Farbe des Bleis werden seit dem 18. Jahrhundert die Flintenkugeln als Blaue Bohnen bezeichnet, z.B. bei E.M. Arndt: »da sät man blaue Bohnen, die nimmer Stengel treiben, bei Kotberg auf der Au«. Daher die Wendungen Einem eine blaue Bohne einjagen (niederländisch ›een blauwe boon‹ und englisch ›a blue pill (plum)‹); Er weiß, wie die blauen Bohnen pfeifen: er ist ein kampferprobter Soldat (mit ›Fronterfahrung‹); Blaue Bohnen hageln: Gewehrkugeln hageln; Blaue Bohnen regnen: beliebte Wendung in Grimms Märchen (Kinder-und Hausmärchen der Brüder Grimm 16, Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 101). Das pfälzische ›e bloo Bohn schlicke‹: vermutlich mit Kopfschuß durch den Mund enden (Selbstmord verüben), könnte aber auch einfach ›erschossen werden‹ heißen. Harmlos klingt dagegen westfälisch ›Bloae Baünkes (Böhnchen) maken‹ dumme Streiche verüben. Die schleswig-holsteinische Redensart ›he maakt em blaue Bohnen wies‹ bezeichnet so etwas wie Vortäuschung falscher Tatsachen.
Steht in der bairischen Mundart ›Hasenpône‹ für einen furchtsamen und unentschlossenen Menschen, so bedeutet in Nordostdeutschland der Besitz von Bohnen ›Bohnen haben‹ – zumeist Angst oder sogar Furcht empfinden. Der Besitz von Bohnen kann allerdings auch Wohlstand signalisieren.
Er hat viele Bohnen im Sack: er ist wohlhabend oder scheint es wenigstens zu sein. Er hat Bohnen: er ist ein reicher Bauer.
Der Pfälzer meint von einem, der alles zu genau nimmt: ›Des isch e diffiziler Bohneputzer‹.
Zahlreich sind sprichwörtliche Vergleiche, die die Bohne zum Gegenstand haben. Wer im nordostdeutschen Raum ›wie ut de Bohne gekroape‹ erscheint, der tritt äußerlich vernachlässigt, vor allem ungekämmt auf; ›He sitt ut wie e Bohnengruggel‹: der gibt sich wie ein Schreckgespenst.
Das Schleswig-Holsteinische kennt: ›He itt as'n Bohnendöscher‹ für die Mahlzeit eines ausgehungerten Schwerarbeiters. Mancher ist, pfälzisch gesprochen, ›so dinn wie e Bahneblaat‹. Heißt es im Bairischen euphemistisch von einer Frau, ›sie hat eine Pône gegessen‹, so ist eine Schwangere gemeint. Aus dem politischen Bereich stammt die Wendung ›Er ist ein Bohnenfresser‹: verkauft, wie schon im antiken Griechenland geschehen, seine Stimme dem Meistbietenden. Man ging bereits in der Antike mit schwarzen und weißen Bohnen zur Wahlurne, und es bereitete keine Schwierigkeiten, aus staatsbürgerlichen Rechten eine lukrative Erwerbsquelle zu machen. Auch gegen diese Praxis richtete sich Pythagoras' berühmtes Verbot für seine Anhänger ›Enthalte dich der Bohnen!‹. Das bedeutete jeden Verzicht auf öffentliches Wirken. In erster Linie jedoch richtete sich sein Verdikt gegen den entheiligenden Genuß der ›unsauberen‹ Frucht.
• WANDER I Spalte 426-427, V, Spalte 1030-1031; F.A. STOETT: Hij is en de boonen, in: Noord en Zuid 13 (1890) S. 217-220; H. MARZELL: Artikel ›Bohne‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 1470-1473; P. SARTORI: Artikel ›Bohnenkönig‹ und ›Bohnensonntag‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 1473-1475; M. WÄHREN: Der Königskuchen und sein Fest (Köln 1958); W. DANCKERT: Symbol, Meta-
pher, Allegorie im Lied der Völker. (Bonn-Bad Godesberg 1978) Teil 3, S. 1261-1270; A. HAUSER: Auf der Suche nach dem Bohnenlied, in: Neue Zürcher Zeitung v. 9./ 10.5.1981, Nr. 106, Beil. Literatur und Kunst.