Redensarten Lexikon
Bogen
Den Bogen überspannen: eine Sache zu weit treiben, ist wahrscheinlich abgeleitet von dem Sprichwort ›Allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen‹, oder: ›Wenn man den Bogen überspannt, bricht er‹, das schon im Altertum bekannt war; bei Plutarch: »Arcus tensus rumpitur«, ähnlich bei Phaedrus (III, 14, 10): »cito rumpes arcum, semper si tensum habueris«. Mit ›areus‹ ist die durch die Spannung der Sehne bewirkte Krümmung des Bogens gemeint. Bei allzu großer Spannung bricht der Bogen. Die Redensart wird vielfach auch im übertragenen Sinne gebraucht. So im ›Narren-Nest‹ des Abraham a Sancta Clara: »Wisse, daß das Überspannen gemeiniglich den Bogen, die Faulheit aber das Gemüth bricht«. Vgl. niederländisch ›De boog kan niet altijd gespannen zijn‹, es muß zwischen Arbeit und Entspannung abgewechselt werden. Die niederländische Redensart ›verschillende pijlen op zijn boog hebben‹, verschiedene Mittel kennen, um zum Ziel zu gelangen, ist der deutschen Redensart ›Verschiedene Eisen im Feuer haben‹ sehr ähnlich; Eisen.    Große Bogen spucken: prahlen, große Worte machen, daher ›Bogenspucker‹, Großtuer, Prahlhans; seit dem 1. Weltkrieg bezeugt. Den Bogen heraus haben (auch spitz haben): eine Sache vollkommen beherrschen. Diese Redensart leitet sich ebenfalls vom Bogenschießen her und bezieht sich auf das Spannen des Bogens, das man ›heraus haben‹ muß, um weit schießen und gezielt treffen zu können (vgl. biegen).
   Einen Bogen um jemanden machen: ihm aus dem Wege gehen; vgl. französisch ›faire un détour en voyant quelqu'un‹.
   Norddeutsch ›Das geht noch so durch den Bogen‹, es dürfte gerade noch genügen; gedacht ist hierbei wohl an den Torbogen, unter dem der hochbeladene Erntewagen gerade noch hindurch kann. Schwäbisch ›an den Bogen schenken‹ (von den Hochzeitsgaben, die man im Wirtshaus an einem durch die Feststube gespannten Seil aufhängte).
   In Bausch und Bogen Bausch.

• M. EBERT: Artikel ›Bogen‹, ›Bogenschützen‹, in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde v. Hoops I, Spalte 299-301; B.C. SLY: »The bent bow«, in: Modern Language Notes 36 (1921), S. 507.
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