Redensarten Lexikon
Bocksbeutel
Einem den Bocksbeutel anhangen (anhängen): ihn lächerlich machen; der Verachtung preisgeben. Mit der Wendung Das ist ein alter Bocksbeutel bezeichnet man in Norddeutschland das strenge Festhalten an alten, lächerlichen Gewohnheiten. Das Wort leitet sich von ›Booksbüdel‹ her, in dem die Frauen beim Kirchgang ihr Gesangbuch trugen. In einem ähnlichen Beutel nahmen die Hamburger Ratsherren ihre Statuten mit ins Rathaus. Da sie mit der Zeit veralteten und sinnlos erschienen, sprach man von ›einer bloßen Booksbüdelie‹ (Bocksbeutelei). Der Ausdruck ›Bocksbeutel‹ wurde ursprünglich auch im Sinne von Schlendrian, Nachlässigkeit gebraucht, unter anderem bei J.B. Schuppius (1610-61).
Auch J.W.v. Goethe (1749-1832) verwendet ihn im Sinne von Schlendrian und ›alter Zopf‹: »Jeder Studierende fordere vom Professor der Physik einen Vortrag sämtlicher Phänomene. Fängt dieser aber den bisherigen Bocksbeutel damit an ... so lache man ihn aus.«
Der Begriff ›Bocksbeutel‹ ist aber auch als Bezeichnung für eine Weinflasche von flacher, bauchig- runder Form aus braunem oder grünem Glas bekannt, wie sie hauptsächlich für den Frankenwein verwendet wird. Der Flaschenname meint tatsächlich den Hodensack eines Ziegenbockes (scrotum capri) und erinnert an die Zeiten, in denen Wein in Tierbälgen transportiert und aufbewahrt wurde, ⇨ Beutel, ⇨ Schlauch.
• J. HUBSCHMID: Schläuche und Fässer (= Romanica Helvetica 54) (Bern 1955); H. JUNG: 3000 Jahre Bocksbeutel. Der Siegeszug einer Weinflasche (Würzburg 1970); H. HOMMEL: Bocksbeutel und Aryballos. Philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform (= Sitzungsber. Heidelberg, Akadademie der Wissenschaften) (Heidelberg 1978); L. RÖHRICH: Flaschen, in: U. Jeggle u.a. (Hrsg.): Volkskultur in der Moderne (Reinbek 1986), S. 332-346.
Einem den Bocksbeutel anhangen (anhängen): ihn lächerlich machen; der Verachtung preisgeben. Mit der Wendung Das ist ein alter Bocksbeutel bezeichnet man in Norddeutschland das strenge Festhalten an alten, lächerlichen Gewohnheiten. Das Wort leitet sich von ›Booksbüdel‹ her, in dem die Frauen beim Kirchgang ihr Gesangbuch trugen. In einem ähnlichen Beutel nahmen die Hamburger Ratsherren ihre Statuten mit ins Rathaus. Da sie mit der Zeit veralteten und sinnlos erschienen, sprach man von ›einer bloßen Booksbüdelie‹ (Bocksbeutelei). Der Ausdruck ›Bocksbeutel‹ wurde ursprünglich auch im Sinne von Schlendrian, Nachlässigkeit gebraucht, unter anderem bei J.B. Schuppius (1610-61).
Auch J.W.v. Goethe (1749-1832) verwendet ihn im Sinne von Schlendrian und ›alter Zopf‹: »Jeder Studierende fordere vom Professor der Physik einen Vortrag sämtlicher Phänomene. Fängt dieser aber den bisherigen Bocksbeutel damit an ... so lache man ihn aus.«
Der Begriff ›Bocksbeutel‹ ist aber auch als Bezeichnung für eine Weinflasche von flacher, bauchig- runder Form aus braunem oder grünem Glas bekannt, wie sie hauptsächlich für den Frankenwein verwendet wird. Der Flaschenname meint tatsächlich den Hodensack eines Ziegenbockes (scrotum capri) und erinnert an die Zeiten, in denen Wein in Tierbälgen transportiert und aufbewahrt wurde, ⇨ Beutel, ⇨ Schlauch.
• J. HUBSCHMID: Schläuche und Fässer (= Romanica Helvetica 54) (Bern 1955); H. JUNG: 3000 Jahre Bocksbeutel. Der Siegeszug einer Weinflasche (Würzburg 1970); H. HOMMEL: Bocksbeutel und Aryballos. Philologischer Beitrag zur Urgeschichte einer Gefäßform (= Sitzungsber. Heidelberg, Akadademie der Wissenschaften) (Heidelberg 1978); L. RÖHRICH: Flaschen, in: U. Jeggle u.a. (Hrsg.): Volkskultur in der Moderne (Reinbek 1986), S. 332-346.