Redensarten Lexikon
Blume
Durch die Blume sagen: nicht mit gewöhnlichen Worten, sondern verhüllend, andeutend und umschreibend reden; vgl. niederdeutsch ›dor de blumme kallen‹ und französisch ›dire quelque chose avec des fleurs‹. Die Herkunft der Redensart von der ›Blumensprache‹ ist denkbar, da jeder einzelnen Blume eine bestimmte symbolische Bedeutung zukam, was sich etwa noch in Namen wie ›Männertreu‹ und ›Vergißmeinnicht‹ zeigt. Bei der Brautwerbung war es weithin üblich, daß das Mädchen dem Freier eine bestimmte Blume überreichte, wenn sie ihn abweisen wollte. ›Durch die Blume‹ wurde von ihr in einer angenehmen Verhüllung die schlechte Nachricht gegeben, die sie sich sonst auszusprechen scheute. In Deutschland und der Schweiz verwendete man dazu meist Schabab (Nigella damascena) oder die Kornblume, in Lüttich z.B. galt dagegen die Klatschrose als Zeichen der Abweisung.    Unsere Redensart ist jedoch auch aus der mit ›Redeblumen‹ gezierten Sprache herzuleiten. Schon im Altertum wurde das lateinische Wort flosculus = ›Blümchen‹ zur Bezeichnung des Zierats in der Rede gebraucht. Ein deutscher Ausdruck dafür ist schon im Mittelhochdeutschen bekannt: die redebluome; belegt z.B. bei Frauenlob (370, 3): »mit redebluomen ... volzieren ein lop«. Später gebrauchte man ›Blümlein‹ und ›Wortblume‹. Lateinisch flosculus wurde im 17. Jahrhundert zu ›Floskel‹ eingedeutscht. Ebenso ersetzte man im 18. Jahrhundert griechisch Anthologie, neulateinisch Florilegium durch ›Blüten- oder Blumenlese‹.
   Gleichen Ursprungs ist der Ausdruck Etwas verblümt sagen: mit einer Sprache, die durch Blumen und Blümchen verziert ist; z.B. bei Sebastian Brant (›Narrenschiff‹ 19, 63): »und reden vil geblümter wort«, oder bei Abraham a Sancta Clara: »Gott sieht nit allein das wahre und bloße, sondern auch das verblümlete. Ihr Sünder, ihr könnt eure stückl nit besser verblümlen, als mit den Rosen des heiligen Rosenkrantz«.
   Lessing verwendet ›verblümte Reden‹ noch in gutem Sinne, aber bereits Luther kannte dafür eine schlechte Nebenbedeutung.: »Mit Schreiben meinen sie die Sach zu blümen und die Leut zu schmehen«. Wir verwenden die Redensart heute in dem Sinne: durch Anspielungen einem etwas zu verstehen geben, wobei das Volk solcher geblümten Rede nicht recht traut und sie als Lüge oder falsche Vorspielung bezeichnet. ›Bluemle bla vormachen‹ heißt es im Elsaß. Allgemein bedeutet Jemandem blaue Blümchen weismachen ihm unbegründete, phantastische Dinge als Wahrheit darstellen wollen.
   Einem etwas unverblümt sagen: ihm die Wahrheit ohne Umschweife ins Gesicht sagen. Obersächsisch ›durch die Chaisenträger-Blume reden‹, eine sehr deutliche Anspielung machen; vgl. französisch ›dire à quelqu'un la vérité sans ambages‹ (wörtlich: einem die Wahrheit ohne Umschweife sagen).
   Wer eine Zurechtweisung oder Kritik verstanden hat, sagt deshalb ironisch Vielen Dank für die Blumen! Der Reklameslogan ›Laßt Blumen sprechen‹ stellt bewußt wieder die alte Beziehung zur ›Blumensprache‹ her, die das Wort ersetzen kann und doch die Gefühle ausdrückt.
   Er steht (blüht) wie eine Blume auf dem Mist: er ist fehl am Platze, paßt nicht in seine Umgebung. Schleswig-holsteinisch ›Et regent em in die Bloom‹, er hat viel Glück.
   Redensartliche Vergleiche enthalten die Wendungen: Von einer Blume (Blüte) zur andern flattern wie ein Schmetterling, womit der unstete Liebhaber gemeint ist; vgl. niederländisch ›Hij is zoo wispelturig als een vlinder, die van de een bloem op de andere vliegt‹ und französisch ›voleter comme un papillon de fleur en fleur‹; und Aus jeder Blume (Blüte) Honig saugen wollen: überall seinen Vorteil suchen.
   Die Redensart Es ist eine Blume, die im Dunkeln blüht bezeichnet die Verborgenheit und Bescheidenheit und steht dem Sinn nach der Redensart ›Wie ein Veilchen im Verborgenen blühen‹ nahe (vgl. niederländisch ›Het is eene bloem, die in het duister bloeit‹).

• W. WACKERNAGEL: Die Farben und Blumensprache des Mittelalters, in: Kleinere Schriften 1 (Leipzig 1872), S. 143-240; M.V. STRANTZ: Die Blumen in Sage und Geschichte (Berlin 1875); H. FRIEND: The Flowers and Their Story (London 1907, Repr. Detroit 1972); J. HECKER: Das Symbol der blauen Blume (Diss. München 1931); A. USTERI: Die Pflanzenwelt in der Sage und im Märchen (Basel 1947); G. MEINEL: Artikel ›Blume‹, in: Enzyklopädie des Märchens II, Spalte 483-495; DIES.: Pflanzenmetaphorik im Volkslied, in: Jahrbuch für Volksliedforschung 27/28 (1982/83), S. 162-174.}

Etwas durch die Blume sagen. Nach einem Originalaquarell von Geißler (1770-1844).

Jede Blume verliert zuletzt ihren Duft. Cats and Farlie, S. 65.
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