Redensarten Lexikon
Blödsinn
Die Wendung Höherer Blödsinn ist ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgekommenes Schlagwort. Sie verhöhnt wohl die Sucht der Zeit, alle möglichen Bestrebungen durch das Beiwort ›höher‹ zu heben (z.B. höhere Mathematik, höhere Tochter, höhere Magie, höhere Akrobatenkunst, vgl. höherer Schwindel).    Um übertriebene und selbstgefällige Anpreisungen zu verhöhnen, heißt es in einem Artikel der ›Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst‹ ([Leipzig 1854], 1.238): »Wir meinen die Gesellschafts-Schwindel im lieben deutschen Vaterland: temporäre Gefühlsausschwitzungen en gros; Gefühlsaufwallungen, die bis zu gelinder Raserei gehen, wenigstens auf dem Niveau des höheren Blödsinns stehen«. Dann biegt das Witzblatt ›Kladderadatsch‹ den Ausdruck dahin um, daß es darunter den zum Ulk gesteigerten Humor versteht; 1856 spricht es vom ›Styl des höheren Blödsinns‹ und steigert diesen sogar bis zum »höchsten Blödsinn«. R.M. Meyer weist in seinen ›400 Schlagworten‹ ([Leipzig 1901], Nr. 101) auf Girolamo Savonarolas »maggior pazzia« hin, wie dieser die von ihm veranstalteten Feste zum Kampf wider die Unsittlichkeit nennt, und auf Herman Grimms Übersetzung dieses Ausdrucks durch »höhere Tollheit« in seinem ›Michelangelo‹ (Büchmann).
   Im Volksmund ist auch vom ›Blühenden Blödsinn‹ als Steigerung die Rede, wobei die Freude am Gleichklang der Wortanfänge vermute eine Rolle gespielt hat.
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