Redensarten Lexikon
blechern
Die Redensarten, in denen das Blech eine Rolle spielt, beruhen alle auf seinem Verhältnis zum Geld. Einerseits wird das Wort Blech selbst in seiner eigentlichen Bedeutung gebraucht. Dabei ist an die älteren dünnen Münzen gedacht, z.B. an Goldblech: Es fehlt ihm am Blech: er hat kein Geld. Das Wort Blech für Geld stammt aus der Gaunersprache. Schon 1490 begegnet in rotwelschen Quellen ›bläch plaphart‹ und 1510 ›blechlin crützer‹. In Johann Fischarts ›Gargantua‹ von 1594 heißt es (Bl. 49b): »viel ämpter und wenig blech«. Auf diese Bedeutung geht auch unser Wort ›Blechen‹ = bezahlen zurück, das vor allem dann gebraucht wird, wenn jemand viel oder unrechtmäßig zahlen muß, z.B. Dafür soll er mir blechen: dafür soll er Buße zahlen, büßen; vgl. englisch ›It will cost him sauce‹ und französisch ›Il me le paiera!‹ (wörtlich: Das muß er mir büßen!).    Andererseits wird das Wort Blech im Sinne von Eisenblech auch als unmittelbarer Gegensatz zu Geld gebraucht. So sagt man in Sachsen ›Mein Geld ist auch kein Blech!‹, es ist nichts Minderwertiges, wie es das Blech gegenüber dem Edelmetall des Geldes wäre. Im Schwäbischen erfährt es sogar eine beträchtliche Aufwertung, wie aus dem bestürzten Ruf ›Heilig's Blechle‹ hervorgeht. Er findet hauptsächlich dann Verwendung, wenn jemand sich plötzlich erinnert, daß er etwas vergessen hat.
   In der Bedeutung ›etwas Wertloses‹, ›Unsinniges‹ wird Blech in allen deutschen Mundarten gebraucht in den Redensarten: Das ist ja alles Blech! oder Blech reden.
   Um eine neuere Redensart handelt es sich bei der Wendung ›Die Blechlawine rollt‹. Damit sind die kilometerlangen Autoschlangen gemeint, die sich jeweils zu Beginn und Ende der Hauptferienzeit über die Autobahn wälzen.
   Das Material, aus dem Trompeten, Hörner, Posaunen, Tuben und alle die Zwischenstufen hergestellt sind, ist Messingblech (englisch ›Brass‹). Man spricht deshalb von ›Blechbläsern‹ und ›Blechmusik‹. Allerdings wird unter ›Blechmusik‹ gelegentlich auch minderwertige Musik verstanden, ganz gleich von welchen Instrumenten.
   Scherzhaft abgewandelt begegnet in der Schweizerischen mundartlichen Redensart ›I bi nit bi der Blächmuusig‹: ich ›bleche‹, d.h. zahle nichts.
   Aufs Blech hauen (Blechtrommel): angeben, große Worte machen, prahlen, vgl. ›Auf die Pauke hauen‹, Pauke.

• F. KLUGE: Rotwelsch (1901) I, S. 20, 53; E. STRÜBIN: Zur deutsch-schweizerischen Umgangssprache, in: Schweizer. Archiv für Volks-
kunde 72 (1976), S. 142; Münzen in Brauch und Aberglauben (Mainz 1982).
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