Redensarten Lexikon
Birne
Die Birne ist neben dem Apfel in Sprichwörtern und Redensarten sehr beliebt. Die Birnen satt (dicke) haben: genug von einer Sache haben, ihrer überdrüssig sein. Eine Variante dieser Redensart kennt schon Hans Sachs: »Ich hab der biren gnunck«; Birnen steht hier für Prügel, wie auch in Schumanns ›Nachtbüchlein‹ (26): »als er der byren genug hatte«. In der Gegenwart sagt man dafür auch: ›(Ich) danke für (Back-)Obst (und Südfrüchte)‹.    Die Birnen reif werden lassen: den günstigen Zeitpunkt für etwas abwarten. Dafür gebe ich keine faule Birne: nichts; auch von einem Taugenichts: Er ist keine faule Birne wert vgl. niederländisch ›Hij is geene rotte peer waard‹. Von einem Drohenden sagt man: Er hat ihm keine süßen Birnen versprochen. Obersächsisch und schlesisch seine (sieben) gebackenen Birnen zusammennehmen (und abschieben): mit all seinen Habseligkeiten abziehen.
   Ein ›Backbirnmännel‹ ist ein altes, zusammengeschrumpftes Männlein (zu Weihnachten werden aus getrockneten Früchten solche Hutzelmännchen gebastelt). Ein schwieriger Mensch ist ›e kritische Bir‹.
   Im Volksmund wird auch der menschliche Kopf häufig als Birne bezeichnet: ›Sich die Birne zerbrechen‹; ›Eins auf die Birne kriegen (geben)‹; Eine wei-
che Birne haben: unzurechnungsfähig, dumm, beschränkt sein (unter Anspielung auf ›Gehirnerweichung‹).
   Mehr können als Birnen braten: besonders schlau und gerissen sein, wird von Abraham a Sancta Clara im ›Narren-Nest‹ (II, 67) verwendet. Die mundartliche Fassung der Redensart ›Der kann mehr as wia Birn siadn‹ erhält manchmal den Zusatz ›er kann sie esn a!‹ (Carinthia 143, S. 137).
   Birnen vom Ulmenbaum fordern: Unmögliches verlangen.
   Die Birnen sind gegessen: eine Sache ist erledigt, man kommt zu spät; eigentlich: erst nach Beendigung der Mahlzeit, vgl. ›Der Zug ist abgefahren‹ Zug.
   Etwa zwischen Birnen und Käse versprechen: in der guten Laune nach dem Essen, beim Nachtisch; vgl. französisch ›faire quelque chose entre la poire et le fromage‹ (wörtlich: etwas zwischen Birnen und Käse tun), im Sinne von: etwas so nebenbei, oberflächlich tun, etwas verpfuschen.
   Aus teigen Birnen böhmische Feigen machen: etwas Minderwertiges als besonders gut und begehrenswert hinstellen.

• W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band III (Bonn – Bad Godesberg 1978), S. 1033 ff.
Eine reife Birne fällt oft in den Dreck. Kupferstich, aus: Cats and Farlie: S. 113.

Birnen pflücken. Holzschnitt, um 1850 aus: Chansons Populaires, Rosheim 1984, S. 48.
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