Redensarten Lexikon
Beutel
bezeichnet in den Redensarten schon seit dem 15. Jahrhundert meist speziell den Geldbeutel. Sich in den Beutel (oder in seinen eigenen Beutel) lügen; sich einreden, man habe einen großen Gewinn gehabt, wo man doch einen Schaden hatte; auch von einem gesagt, der etwas billiger gekauft zu haben behauptet, als er es wirklich gekauft hat. Es liegt die Vorstellung zugrunde, daß jemand sich vorlügt, er habe nach einem schlechten Geschäft noch mehr im Beutel, als wirklich darin ist. Christoph Lehmann führt 1639 (›Betrügen‹ 15, S. 91) an: »Einer kaufft vnd sagt, er habs noch (das heißt noch einmal) so wohlfeil, vnd beleugt sich vnd sein Seckel«.    Einem in den Beutel blasen: ihn mit Geld bestechen (heute kaum noch üblich). Im Jahre 1502 warf man den Leipziger Universitätsexaminatoren Bestechlichkeit vor und sagte von den Kandidaten: »sunder wer Beutelsamen zu säen hat, der mag gut Hoffnung haben; pauper ubique iacet« (›der Arme liegt überall darnieder‹).
   Ein Beutelschneider ist ein Dieb. Der Ausdruck geht auf einen Trick der Taschendiebe zurück, sie stehlen nicht das Geld aus dem Beutel, weil sie dabei viel zu leicht entdeckt werden könnten, sondern schneiden einfach den ganzen Beutel ab. Die Redensart stammt aus der Zeit, in der man den ledernen Geldbeutel außen am Gurt trug; zuerst belegt bei Weckherlin: »der beutelschneider hie hätt bald den Strang erhalten«.
   Ebenfalls der Geldbeutel ist in den folgenden Redensarten gemeint: Einem den Beutel fegen; Auf den Beutel klopfen: ihm Geld abnehmen. Das geht an den Beutel; Das reißt ein arges Loch in den Beutel; vgl. französisch ›Cela fait un trou dans le porte-monnaie‹; Das schneidet in den Beutel: das kostet viel Geld. Den Daumen auf den Beutel halten: nicht gern Geld ausgeben. Aus eigenem Beutel zahlen; vgl. französisch ›payer de sa poche‹ (wörtlich: aus eigener Tasche zahlen), Tasche. Einen gefrorenen Beutel haben: nicht gern etwas ausgeben. Er hat den Beutel immer auf: er ist verschwenderisch, freigebig. Etwas in einen löchrigen Beutel legen: vergebens etwas ausgeben, nicht sparen können. Sein Beutel hat die Schwindsucht (auch ist durchlöchert); Sich den Beutel spicken; Sie zehren aus einem Beutel: sie machen gemeinsame Kasse; Tief in den Beutel greifen: viel ausgeben müssen.

Einem in den Beutel blasen. Misericordie in Presle (Flandern).

Beutelschneider. Rundbild von Pieter Bruegel d.Ä. aus der Serie: ›Zwoelf vlaemische Sprichwörter‹.
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