Redensarten Lexikon
Bettel
Jemandem den Bettel vor die Füße werfen: voller Mißachtung die Arbeit niederlegen, im Zorn seinen Arbeitsplatz verlassen. Ursprünglich war ›Bettel‹ eine Bezeichnung für das Gebettelte, die Bettelei. Jemand, der es bis zum Bettel gebracht hatte, war auf der niedrigsten Stufe angekommen. Mit Bettel ist allgemein aber auch jede Art von Plunder, wertlosem Kram, Geringfügigkeit gemeint, vgl. rheinisch ›Wat duhn ek met sonem Bettel‹: was fange ich mit einem solchen wertlosen Kram an? Eine andere rheinische Redensart lautet: ›Blif mech met dem Bettel vam Lif‹: verschone mich mit solchen dummen Sachen (Nichtigkeiten).    Betteln gehen: von Tür zu Tür gehen, im Lande umherziehen und Almosen erbitten. Die Wendung ist schon aus dem A.T. bekannt: »ich schäme mich betteln zu gehen, seine Kinder werden betteln gehen« (Hiob 20,10). Sie begegnet unter anderem auch in Murners ›Schelmenzunft‹ (1512): »das ir müst an den bettel gan«, desgleichen in einem Gedicht von J. Schwarzenberg (1535):

   auch etlich der mit schad und Schand
   den Bettel nehmen durch die land.

In neuerer Zeit wird sie jedoch meist in übertragenem Sinn verwendet, z.B. ›Die Kunst geht betteln‹, d.h., sie kann sich nicht aus eigener Kraft erhalten und ist auf Zuschüsse angewiesen.
   Die Wendung Um etwas betteln stellt eine flehentliche Bitte dar, ein zumeist demütiges Verlangen nach Liebe, Freundschaft, Verständnis, nach Zuwendung, die andere nicht von sich aus geben ( Bitte).
   Einen Bettelbrief schreiben: schriftlich um Unterstützung bitten. Hierbei handelt es sich um ›amtlich erlaubten‹ Bettel, wie unter anderem auch aus der Schweizerchronik von J. Stumpf (2,106) hervorgeht: »es hat auch bemelter bischof in einem andern instrument erlaubt, dasz die nunnen mit biderber leuten stür und hilf möchtind das kloster bauwen, und im selbigen Bättelbrief verheiszt er ablasz der sünden denen, die daran steurend«. Die Bettelerlaubnis stellte im Mittelalter also einen Teil der Sozialfürsorge dar.
   In neuerer Zeit versteht man unter Bettelbrief in der Hauptsache einen Brief, in dem man angebettelt wird. Nicht unüblich ist er als Bittgesuch, wenn es um Unterstützung bei der Organisation von Tagungen, Festen und Feiern geht, die im Interesse der Allgemeinheit veranstaltet werden und bestimmten förderungswürdigen Zwecken dienen.
   Auch andere alte Begriffe haben einen leichten Bedeutungswandel erfahren wie z.B. das ›Bettellied‹, das schon bei S. Franck (Sprichwörter 2,51) Erwähnung findet: » ...u. singt jedermann das bettelliedlein, dem loch unter der nasen zulieb«.
   Für ein Bettelgeld arbeiten: einen beschämend geringen Lohn erhalten. In scherzhafter Umdeutung begegnet des öfteren auch die Wendung ›Er hat's im Griff wie die Bettelleut die Läus‹: er weiß mit dem Problem fertig zu werden.
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