Redensarten Lexikon
Bausch
Eine Sache aufbauschen: größer machen, ihr mehr Bedeutung beimessen als ihr zukommt. Bausch (mittelhochdeutsch bûsch) ist das Geschwollene, der Wulst. Die Wendung stammt wohl aus der Kleidermode früherer Zeiten, als die Bauschärmel üblich waren.    In Bausch und Bogen: im ganzen, alles in allem; vor allem gebräuchlich in der Verbindung: Etwas in Bausch und Bogen berechnen, bezahlen. Diese stabreimende Redensart hat sich wohl nur durch die Amtssprache bis in unsere Zeit hinein gehalten. Von der Nebenform Bausch hat die Kanzleisprache das lateinische Adjektiv pauschalis gebildet, das noch heute in Begriffen wie Pausch(al)betrag, Pauschalsumme usw. lebendig ist. Eine Erklärung der Redensart hat bereits Jacob Grimm in seinem Wörterbuch (I, Spalte 1198) gegeben: »Bei Grenzen heißt Bausch die auswärts, Boge die einwärts gehende Fläche, Bausch das schwellende, Boge das Einbiegende, daher die Redensart ›in Bausch und Bogen‹ – eins gegen das andere, im ganzen«. Kauft man also ein Stück Land in Bausch und Bogen, so bedeutet das: Nach allgemeinem Überschlag, ohne einzelnes genau gegeneinander abzuwägen; das Zuviel der einen Seite wird durch das Zuwenig der anderen Seite ausgeglichen. ›In Bausch und Bogen (ver)kaufen‹ ist seit etwa 1700 in der Kaufmannssprache allgemein und ohne Einschränkung auf bestimmte Warenarten gebräuchlich. Später weitete sich der Anwendungsbereich der Redensart aus, und sie wurde sogar literaturfähig. Goethe gebraucht sie in den ›Zahmen Xenien‹:

   Nehmt nur mein Leben hin in Bausch
   Und Bogen, wie ich's führe;
   Andre verschlafen ihren Rausch,
   Meiner steht auf dem Papiere.

Eine neuere Deutung der Redensart schlägt eine Ableitung aus dem Sprachgebrauch der Papiermühle vor: »Auf den abgelegten Bogen kam sogleich ein neues Filztuch, auf das der nächste Bogen aufgepreßt wurde, bis 181 Bogen zwischen 182 Filzen lagen, bis ein Pauscht, ›ein Bausch Papier in Bogen‹, dastand« (Bockwitz, S. 62). Die Herleitung der Redensart aus diesem vereinzelten Vorgang hat allerdings wenig Wahrscheinlichkeit für sich.
   ›In Bausch und Bogen‹ gehört zur Gruppe der stabreimenden Zwillingsformeln, die im deutschen Redensartenschatz sehr reich vertreten ist, z.B.: zwischen Baum und Borke; an allen Ecken und Enden; auf Eid und Ehre; Feuer und Flamme; Freund und Feind; weder Fisch noch Fleisch; Geld und Gut; Gift und Galle; Glück und Glas; Grund und Grat; Haus und Hof; mit Haut und Haar; mit Herz und Hand; Himmel und Hölle; Hirt und Herde; Kaiser und König; Kalb und Kuh; mit Kind und Kegel; Kisten und Kasten; Kopf und Kragen; Küche und Keller; Land und Leute; Lappen und Lumpen; Mann und Maus; bei Nacht und Nebel; Nahrung und Notdurft; Roß und Reiter; in Samt und Seide; Schild und Schwert; mit Schimpf und Schande; Schloß und Schlüssel; Schmach und Schande; Speer und Spieß; Stecken und Stab; Stiefel und Sporn; über Stock und Stein; mit Stumpf und Stiel; vor Tag und Tau; Tür und Tor; Tod und Teufel; Wald und Wiese; Wasser und Wein; Wind und Wasser; ohne Wissen und Willen; Witwen und Waisen; – ab und an; blank und bloß; braun und blau; durch dick und dünn; drauf und dran; drunter und drüber; einzig und allein; fix und fertig; frank und frei; ganz und gar; gang und gäbe; im großen und ganzen; grün und gelb; gut und gern; hoch und heilig; hü und hott; klipp und klar; kurz und klein (schlagen); je länger, je lieber; lieb und leid; los und ledig; niet- und nagelfest; null und nichtig; nun und nimmermehr; offen und ehrlich; samt und sonders; ich bin und bleibe; nichts zu beißen noch zu brechen haben; biegen oder brechen; bitten und beten; drehn und deuteln; fasten und feiern; hoffen und harren; küssen und kosen; wie er leibt und lebt; sich nicht rücken noch rühren; singen und sagen; tun und treiben; nicht wanken noch weichen; zittern und zagen; ( Ach und Krach).

• H. SCHRADER: Bilderschmuck, S. 443; RICHTER-WEISE, Nr. 17; BOCKWITZ: Kulturgeschichte des Papiers (Stettin 1935); D. PUETZFELD: Jetzt schlägts aber 13 (Berlin 1937), S. 16.
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