Redensarten Lexikon
bauernschlau
Bauernschlau sein: auf pfiffige Weise seinen Vorteil geltend machen können, Mutterwitz besitzen. Während der Bauer in den frühen gedruckten Quellen zum rohen, ungezügelten Wesen degradiert wird und er im Märchen in Mühsal und Armseligkeit die niedrigsten Arbeiten verrichtet, wird er im Schwank als ein gewitzter Mensch dargestellt, der auf die Repressalien und Schikanen seiner Dienstherren stets eine treffende Antwort weiß.    Schwanksammlungen sind voll von entsprechenden Beispielen. In der Erzählung von der ›Kopfarbeit‹ z.B. (H.W. Fischer: Lachende Heimat [Darmstadt 1955]) beantwortet der Bauer die auf Kopfarbeit beruhende hohe Rechnung des Doktors, Pastors oder Notars mit einer durch die Kopfarbeit seiner Ochsen (im Joch) verursachten noch höheren Rechnung. Im Schwank ›Lauter Flegel‹ (H. Ruppel und A. Häger: Der Schelm im Volke [Kassel 1952]) quittiert der Bauer im Amtszimmer die Aufforderung sich zu setzen nach kurzem Umherschauen mit der Bemerkung: »Wie bei mir in der Scheune, keine Stühle, aber lauter Flegel«, und in der Geschichte vom ›Akten schreiben, Akten dreschen‹ (L. Kiesgen und W. Spael: Rheinischer Volkshumor [Essen 1941]) soll der Bauer die mit weit auseinanderstehenden Zeilen geschriebenen Gerichtsakten teuer bezahlen und beantwortet dies damit, daß er beim Dreschen für den Gerichtsherrn die Garben weit auseinanderlegt, sie nur halb ausdrischt und dies ›Aktendreschen‹ nennt.
   Solche ›Bauernschläue‹ gibt Überlegenheit und wird auch noch in heutiger Zeit leicht bewundernd und wohlwollend betrachtet.

Bauer.
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