Redensarten Lexikon
Bauch
Die Redensarten vom Bauch sind meist jüngerer umgangssprachlicher Herkunft und bedürfen kaum einer Erklärung. Älter ist lediglich Dem Bauch dienen: gut leben. Luther übersetzte Röm 16, 18: »Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauche« und gebraucht auch sonst oft Wortbildungen wie ›Bauchdiener‹ – ›Bauchdienerei‹ oder ›Bauchknecht‹. 1640 sagt Lehmann: »Die Familie Bauchknecht ist ein groß Geschlecht«. Vor jemandem auf dem Bauche liegen: unterwürfig sein, beruht auf einer alten Geste der Unterwerfung.
Jüngere Redensarten sind z.B.: Sich den Bauch vollschlagen: beim Essen heftig zulangen; Aus dem Bauch reden (schwäbisch ›aus dem hohlen Bauch schwätzen‹): unbedachtes Zeug reden, das nicht aus dem Kopfe kommt. Etwas nicht aus dem hohlen Bauch können: etwas nicht ohne gründliche Stärkung und Sachkenntnis meistern können. Einen schlauen Bauch haben: schlau, klug sein. Hängt vielleicht mit dem jiddischen ›bauchen‹ = kundig sein zusammen.
Den Bauch halten vor Lachen spielt auf die Erschütterungen des Zwerchfelles an, die bei starkem Lachen verursacht werden; schon Goethe kennt ein »bauchschütterndes Lachen«. Den Bauch voll Wut haben: sehr wütend sein, hängt mit der volkstümlichen Vorstellung vom Sitz der Wut im Bauch (besonders in der Galle) zusammen. Obersächsisch ›sich etwas durch den Bauch stechen‹, hinterziehen, unterschlagen, meint wohl eigentlich: ohne Gewissensbisse etwas nach hinten, beiseite bringen (vielleicht im Gedanken an ein Taschenspielerkunststück). Einem ein Loch in den Bauch reden (fragen) ⇨ Loch.
Sich gebauchpinselt fühlen (sächsisch ›sich gebauchmiezelt fühlen‹): sich geschmeichelt fühlen; burschikos studentensprachliche Nachbildung zu ›Ohrenkitzel‹ – ›Gaumenkitzel‹ usw.
Der Bauch dient häufig auch dem politischen Vergleich. Als Sitz des Magens und der Verdauungsorgane nimmt er eine besondere Stellung gegenüber dem Kopf ein. Sind die politischen Verhältnisse in einem Staat z.B. ungesund, heißt es im Sprichwort: ›Der Bauch regiert den Kopf‹, verkürzt auch: ›Der Bauch regiert‹. Diese Metaphern stehen im Zusammenhang mit der Fabel vom Streit der Glieder mit dem Magen: Die einzelnen Körperteile sind in ihrer Funktion aufeinander angewiesen; keiner kann auf die Mitwirkung des anderen verzichten.
• D. PEIL: Der Streit der Glieder mit dem Magen (Frankfurt/M. 1985).}
Ein voller Bauch studiert nicht gern. Illustration von Stauber in: Münchener Bilderbogen, Nr. 190.
Die Redensarten vom Bauch sind meist jüngerer umgangssprachlicher Herkunft und bedürfen kaum einer Erklärung. Älter ist lediglich Dem Bauch dienen: gut leben. Luther übersetzte Röm 16, 18: »Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauche« und gebraucht auch sonst oft Wortbildungen wie ›Bauchdiener‹ – ›Bauchdienerei‹ oder ›Bauchknecht‹. 1640 sagt Lehmann: »Die Familie Bauchknecht ist ein groß Geschlecht«. Vor jemandem auf dem Bauche liegen: unterwürfig sein, beruht auf einer alten Geste der Unterwerfung.
Jüngere Redensarten sind z.B.: Sich den Bauch vollschlagen: beim Essen heftig zulangen; Aus dem Bauch reden (schwäbisch ›aus dem hohlen Bauch schwätzen‹): unbedachtes Zeug reden, das nicht aus dem Kopfe kommt. Etwas nicht aus dem hohlen Bauch können: etwas nicht ohne gründliche Stärkung und Sachkenntnis meistern können. Einen schlauen Bauch haben: schlau, klug sein. Hängt vielleicht mit dem jiddischen ›bauchen‹ = kundig sein zusammen.
Den Bauch halten vor Lachen spielt auf die Erschütterungen des Zwerchfelles an, die bei starkem Lachen verursacht werden; schon Goethe kennt ein »bauchschütterndes Lachen«. Den Bauch voll Wut haben: sehr wütend sein, hängt mit der volkstümlichen Vorstellung vom Sitz der Wut im Bauch (besonders in der Galle) zusammen. Obersächsisch ›sich etwas durch den Bauch stechen‹, hinterziehen, unterschlagen, meint wohl eigentlich: ohne Gewissensbisse etwas nach hinten, beiseite bringen (vielleicht im Gedanken an ein Taschenspielerkunststück). Einem ein Loch in den Bauch reden (fragen) ⇨ Loch.
Sich gebauchpinselt fühlen (sächsisch ›sich gebauchmiezelt fühlen‹): sich geschmeichelt fühlen; burschikos studentensprachliche Nachbildung zu ›Ohrenkitzel‹ – ›Gaumenkitzel‹ usw.
Der Bauch dient häufig auch dem politischen Vergleich. Als Sitz des Magens und der Verdauungsorgane nimmt er eine besondere Stellung gegenüber dem Kopf ein. Sind die politischen Verhältnisse in einem Staat z.B. ungesund, heißt es im Sprichwort: ›Der Bauch regiert den Kopf‹, verkürzt auch: ›Der Bauch regiert‹. Diese Metaphern stehen im Zusammenhang mit der Fabel vom Streit der Glieder mit dem Magen: Die einzelnen Körperteile sind in ihrer Funktion aufeinander angewiesen; keiner kann auf die Mitwirkung des anderen verzichten.
• D. PEIL: Der Streit der Glieder mit dem Magen (Frankfurt/M. 1985).}
Ein voller Bauch studiert nicht gern. Illustration von Stauber in: Münchener Bilderbogen, Nr. 190.