Redensarten Lexikon
Ball
Der Ball ist rund. Die Feststellung des bekannten Fußballtrainers Sepp Herberger wurde wegen ihrer Einfachheit zum geflügelten Wort. Sie besagt, daß beim Ballspiel alles im Fluß und nichts entschieden ist, solange der Ball rollt. Am Ball bleiben: eine Sache nicht aus den Augen verlieren, sie konsequent weiterverfolgen. Auch diese Redensart stammt aus dem Fußballsport. Dagegen hat die Wendung Den Ball zurückgeben ihren Ursprung im Federballspiel, bei dem im wörtlichen Sinn der Ball zurückgegeben wird. Heute wird sie nur noch gebraucht im Sinne von: schlagfertig sein, auf die gleiche Art antworten (französisch: ›Renvoyer la balle‹).    Sich die Bälle zuspielen: sich in einer Debatte spielerisch einander die Argumente und Stichworte liefern, wie im Handballspiel, das schon im Altertum ein beliebter Sport war. Ein ausschließlich mit der Hand gespieltes Ballspiel war das Uraniaballspiel mit einem apfelgroßen Ball, das Homer (ca. 800 v. Chr.) in seiner Odyssee beschrieb. Es handelte sich um ein tänzerisch beschwingtes Spiel, bei dem es darum ging, den anderen den Ball zuzuspielen.
   Das Zuspielen der Bälle im übertragenen Sinne ist vor allem im politischen Bereich, d.h. unter Parteifreunden üblich. Auch das ist nicht neu, denn schon in einer althochdeutschen (heute nicht mehr gebräuchlichen) Wendung heißt es: »Die sich miteinander vergleichen können, die schlagen einander den ballen zu« (niederländisch: ›elkander den bal toewerpen‹).
   Auf den Ball gehen: ein Tanzfest besuchen. Der Begriff Ball für ein Tanzfest ist erst seit dem 18. Jahrhundert geläufig, sein Ursprung jedoch nicht belegt. In Frankreich war der Ausdruck schon zur Zeit der ritterlichen Turnierfeste an den mittelalterlichen Höfen bekannt und wurde erstmals 1385 in Amiens erwähnt. Erst im 17./18. Jahrhundert wurde er auch in Deutschland gebräuchlich, etwa zu der Zeit, als die für Ballspiele vorgesehenen Ballhäuser in Theater oder Tanzsäle umgewandelt wurden. Ob der Begriff Ball tatsächlich auf die französischen Turnierspiele zurückgeht, ist nicht erwiesen.
   Die meisten Ballspiele waren an jahreszeitliche Ereignisse gebunden. So wurde als Frühlingsspiel vor allem das Osterballspiel bekannt, insbesondere in Norddeutschland und England. Alt und jung zogen auf den Anger zum Ballschlagen. Abends beschloß ein Tanz das Spiel. Es hieß allgemein: »den Osterball feiern«. Seitdem wurde mit dem Begriff Ball die Vorstellung eines Tanzfestes verbunden. In anderen Gegenden war mit dem Osterball der Brauch des Brautballholens verknüpft: am Ostertag holten die Burschen und Mädchen des Dorfes bei den jungen Eheleuten, die zuletzt geheiratet hatten, den in ihrem Haus versteckten Brautball. Wenn sie ihn gefunden hatten, gingen sie im gemeinsamen Zug zum Wirtshaus. Dort wurde der Ball an der Decke befestigt und damit der Tanz eingeleitet. Da in beiden Varianten des Osterballs mit dem Begriff Ball eine Tanzveranstaltung verbunden war, könnte die Redensart hier ihren Ursprung haben.
   Auf den Feder(n)ball (Matratzenball) gehen: zu Bett gehen ( Feder, Matratze).
   Ballern: mit Bällen (oder Kugeln) wild um sich schießen.
   Jemandem eine ballern: eine schallende Ohrfeige geben.

• R. SCHMEKEL: Artikel ›Ballspiel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 859-863; S. MENDNER: Das Ballspiel im Leben der Völker (Münster 1956); K. RANKE: Artikel ›Ball, Kugel‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1146-1150; D. MORRIS: Das Spiel. Faszination und Ritual des Fußballs (München 1981); F.K. MATHYS: Die Ballspiele. Eine Kulturgeschichte in Bildern (Dortmund 1983).
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