Redensarten Lexikon
Balg
In der älteren deutschen Sprache war ›Balg‹ eine Bezeichnung für die menschl. Haut oder das tierische Fell, wie in der noch erhaltenen Redensart: Einen dicken Balg haben: unempfindlich sein ( Fell, Schwarte). Des weiteren bezeichnete der Ausdruck ›Balg‹ (mittelhochdeutsch balc) den Bauch. Daher die Redensart: Sich den Balg vollschlagen: essen, was hineingeht, einen Wolfshunger stillen, »so doch der wolf, was er schnapt, frisset, und nicht aufhöret, er hab seinen balk erfüllet« (H.W. Kirchhoff: ›Wendunmut‹ [1581]).    In der Redensart: Jemandem auf den Balg rücken: sich ihm in aufdringlicher Weise nähern, ihn bedrängen, ist Balg allgemein im Sinne von Leib gebraucht, wie z.B. schon bei Luther (Deutsche Schriften 6 [1578]): »wir müssen uns also mit dem alten balge schleppen und martern, bis wir an jenem tage gar geistlich fleisch werden«. Desgleichen: Eins auf den Balg bekommen: verprügelt werden.
   Dagegen ist in der Wendung Jemandem den Balg abziehen wieder die Haut gemeint. Sie ist entstanden in Anlehnung an das Abziehen des Fells bei Tieren. Beim Tier ist Balg vor allem eine Bezeichnung für das Fell des Fuchses: »ein jeder fuchs wart seines balgs« (Fischart, Gargantua, 159).
   Nach einem alten Rechtsspruch galt beim Tode ausgeliehener Tiere der Balg, d.h. der Wert des Balgs mußte erstattet werden. Das Abziehen des Balgs stellte daher oft eine Beraubung dar, wie es – übertragen auf den Menschen – in der o.a. Wendung zum Ausdruck kommt im Sinne von: betrügen, ausnutzen, ausbeuten.
   Mit Balg wird aber auch das unartige, ungezogene Kind bezeichnet. Schlecht erzogene oder arme, hungrige Kinder wurden als ›Ungezogenes Balg‹ – ›Elende Bälger‹ u.ä. bezeichnet: »ich sehe so einen ungezogenen balg in der gesellschaft« (J. Th. Hermes: Sophiens Reise von Memel nach Sachsen [3. Auflage 1778]). Vgl. Wechselbalg.
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