Redensarten Lexikon
Aufheben
Ein großes Aufheben (viel Aufhebens) von etwas machen: viele Worte darum machen, damit prahlen.    Die Redensart stammt aus der Sprache der (Schau-)Fechter, die vor Beginn des Kampfes ihre Degen mit umständlichen Zeremonien und prahlerischen Worten vom Boden ›aufhoben‹. In diesem Sinne wird die Redensart schon in den älteren Wörterbüchern erklärt. Stieler sagt hierüber 1691 (S. 806): »in arte pugillatoria est colligere arma cum ceremoniis quibusdam, quod dicunt ein aufhebens machen«. Ähnlich bucht Frisch 1741 (I, 431): »Das Aufheben, oder die Aufhebung, viel Aufhebens machen, viel Zubereitung zum Kampf machen, als die Klopf- Fechter, ridiculam adhibere praeparationem ad pugnam inanibus gesticulationibus arma ad duellum arripere«.
   Im Sinne der Fachsprache der Fechter verwenden auch die frühen literarischen Belege den Ausdruck. Das erste literarische Zeugnis bietet Johann Fischarts ›Gargantua‹ (S. 402): » ... wider zu seiner Kreutzstangen, mit der macht er ein auffhebens und satzt sich wieder zu Pferd«. Bei Ayrer (II, 1003, 27) heißt es: »Berchting nimmt eins (ein Fechtschwert), macht ein auffhebents, gibt dem Jungen auch eins, thun ein gang zusammen«. In übertragener Bedeutung erscheint die Redensart dann seit Abraham a Sancta Clara 1711 (›Totenkapelle‹ 29): »mit allerley Schlitten allerhand Aufhebends machen«. Wieland (XX, 60): »so viel Aufhebens und Prahlens davon zu machen«. Lessing ›Emilia Galotti‹ (I, 6): »auch war nicht viel Aufhebens davon zu machen«. Bei Lessing blickt allerdings auch noch gelegentlich der alte und wörtliche Sinn der Wendung durch: »Endlich scheinet der Hauptpastor Göze, nach so langem ärgerlichem Aufheben, welches nur bei der schlechtesten Art von Klopffechtern im Gebrauch ist, zur Klinge kommen und bei der Klinge bleiben zu wollen« (Sämtliche Schriften, hg. v. Lachmann, Bd. 10, S. 239, Nötige Antwort).
   Da der Waffenbrauch der Fechter als umständlich, unnötig und überholt angesehen wurde, ist die Redensart im Laufe ihrer Entwicklung immer mehr nur noch in negativer Wendung gebraucht worden: Nicht viel Aufhebens von etwas machen: keine Umstände, nicht viele Worte machen, unauffällig über eine Sache hinweggehen, ihr keine weitere Beachtung schenken.
   Auch ›Es mit einem aufnehmen‹, den Kampf mit ihm beginnen, sich dem Gegner gewachsen fühlen, geht möglicherweise auf das ›Aufheben‹ oder ›Aufnehmen‹ der Waffen vor dem Zweikampf zurück; vgl. ›Nicht viel Federlesens machen‹, Federlesen.
• A. KUNTZEMÜLLER: Zur Geschichte des substantivierten Infinitivs im Neuhochdeutschen, in: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 4 (1903), S. 58-94, besonders S. 72f.
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