Redensarten Lexikon
aufbinden
Einem etwas aufbinden: ihm Unwahres als wahr ausgeben, einem etwas ›weismachen‹, ihn anführen.    Die Redensart kommt in diesem Sinne zuerst bei dem Prediger Joh. Balth. Schupp 1663 vor und ist dann auch in den Wörterbüchern seit Stieler (1691) wiederholt im heutigen Sinne gebucht. Die Erklärung hat freilich Schwierigkeiten bereitet. Man hat darauf hingewiesen, daß auf Warenballen von den Kaufleuten ein Musterstück ›aufgebunden‹ worden sei, das durch seine ausgesuchte Beschaffenheit oft trügerische Vorstellungen über den Inhalt erregt habe; doch heißt ein solches Schaustück Ausbund, nicht ›Aufbund‹. Man hat sodann eine Lehnübersetzung von lateinisch ›imponere‹ angenommen. Wahrscheinlicher ist die umgangssprachlich und mundartlich geläufige Redensart eine Kürzung aus einer ursprünglichen Vollform ›Einem etwas auf den Ärmel binden‹. Diese Erklärung wird durch gleichbedeutende mundartliche Varianten gestützt, z.B. niederländisch ›iemand iets op de mouw spelden‹ (wörtlich: jemandem etwas auf den Ärmel heften; anhängen). »Einem etwas auf den Ärmel heften oder binden, figürlich doch nur im gemeinen Leben, seine Leichtgläubigkeit mißbrauchen« bucht auch 1774 Adelung in dem ›Versuch eines grammatisch-kritischen Wörterbuches‹ (Bd. 1, Spalte 388) neben »einem etwas aufbinden, d.h. ihn bewegen, eine Unwahrheit zu glauben« (Bd. 1, Spalte 428). In der heute üblicheren Form ›Einem einen Bären aufbinden‹ (daneben oberdeutsch auch ›einen Bären anbinden‹, was sonst ›Schulden im Wirtshaus machen‹ bedeutet; Bär) dient Bär offenbar nur zur Steigerung, um die Last der Lüge besonders deutlich zu machen.
   Einem etwas auf die Nase binden Nase.
   Einem etwas auf die Seele binden Seele.
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