Redensarten Lexikon
Arbeit
Sich an die Arbeit machen: etwas beginnen, seinen Plan verwirklichen, emsig zu Werke gehen. Etwas (gerade) in Arbeit haben: voll damit beschäftigt sein, es aber noch nicht beendet haben, ähnlich: Mitten in der Arbeit stecken: keine Ablenkung wünschen. Sich in die Arbeit stürzen: voller Eifer sein, nichts anderes mehr kennen, auch: Probleme dadurch verdrängen, Kummer vergessen (wollen). Vgl. Vergils Lehrgedicht ›Georgica‹ (I, 145f.): »Labor omnia vicit improbus« (Unablässige Arbeit besiegt alles).    Jemandem geht die Arbeit gut von der Hand: er ist geschickt, flink und fleißig, er kommt rasch voran.
   Sich viel Arbeit mit etwas (jemandem) machen: sich sehr viel Mühe geben, sich besonders anstrengen, oft anerkennend gesagt.
   Gute Arbeit geleistet (verrichtet) haben: etwas gründlich erledigt haben, für seine Tatkraft und Tüchtigkeit gelobt werden.
   Trotz der mit ihr verbundenen Anstrengung wurde die Arbeit über viele Jahrhunderte hoch geachtet. Literarische Aussagen darüber begegnen mehrfach bereits in der Antike. Schon Hesiod (um 700 v. Chr. geboren) sagt in seinem Lehrgedicht ›Werke und Tage‹, Vers 309: »Arbeit schändet nicht«, was sprichwörtliche Bekanntheit erlangt hat. Fast ein Sprichwort wurde auch die Devise des Benediktinerordens ›Bete und arbeite‹ (Ora et labora). Die Arbeit gewinnt im Laufe der Zeit immer mehr an Wertschätzung, sie gereicht dem Menschen sogar zur Ehre. So heißt es in Schillers ›Glocke‹: »Arbeit ist des Bürgers Zierde«. Bereits Luther stellte fest: »Von Arbeit stirbet kein Mensch«, und dem, der über zu viele Aufgaben stöhnt, kann heute noch immer tröstend gesagt werden: ›Die Arbeit hat noch keinen Menschen umgebracht‹. Dagegen heißt es jedoch auch drastisch: ›Von der Arbeit krepieren die Pferde‹, d.h. Stärkere als der Mensch.
   Bereits von Johann Fischart stammen die sprichwörtlich gewordenen Verse:

   Arbeit vnd fleiß, das sind die flügel,
   So füren vber Stram (Strom) und hügel
   (›Das Glückhafft Schiff von Zürich‹ [Straßburg 1576], V. 81-82).

Auch die bekannte Wendung ›Arbeit macht das Leben süß‹ ist literarischer Herkunft. Es ist die Anfangszeile des Liedes ›Arbeit‹ von Gottlob Wilhelm Burmann (1737-1805), das er 1777 in seinen ›Kleinen Liedern für keine Jünglinge‹ veröffentlichte. Die scherzhafte Fortsetzung heißt: ›Faulheit stärkt die Glieder‹, was den Lobpreis der Arbeit relativiert.
   Auf dem Arbeitsethos des 19. Jahrhunderts beruhen verschiedene Sprichwörter mit erzieherischer Tendenz: ›Arbeit kommt vor dem Spiel‹ oder: ›Erst die Arbeit, dann das Vergnügen‹. Vgl. englisch ›Business before pleasure‹. Nach Ciceros ›Iucundi acti labores‹ (›De finibus‹ II, 32,105) zitieren wir: ›Nach getaner Arbeit ist gut ruhn‹. Auch Goethe schätzte den gesunden Wechsel von Anstrengung und Erholung, denn er rät in seiner Ballade ›Der Schatzgräber‹ (1797):

   Tages Arbeit! Abends Gäste!
   Saure Wochen! Frohe Feste!
   Sei dein künftig Zauberwort.

Die Wendung Wie die Arbeit, so der Lohn meint den gerechten Ausgleich gegenseitiger Interessen und Erwartungen; doch die bittere Erfahrung lehrt: ›Von Arbeit wird man nicht reich‹, oder es heißt sogar redensartlich: Etwas ist verlorene Arbeit: alle Mühe ist umsonst, die Anstrengung bringt nichts ein.
   Die Entstehung der Arbeit wird ätiologisch als Folge des Sündenfalls im A.T. erklärt: sie gilt als Strafe des ersten Menschenpaares nach Gen 3, 19: »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen«.
   Von einem leistungsunwilligen Menschen heißt es verächtlich: Der hat die Arbeit nicht erfunden oder: Dem ist die getane Arbeit die liebste.
   Als Trost für einen, der sich andererseits für unabkömmlich hält oder auch zur Beschwichtigung des eigenen schlechten Gewissens sagt man: ›Die Arbeit läuft einem nicht davon (ist kein Hase)‹ und mundartlich im Sudetendeutschen.: ›Da Arwet es ka Frusch, die huppt neg wag‹: sie bleibt liegen, sie erledigt sich nicht von alleine.
   Ironisch heißt es auch: ›Das sind die gesündesten Leute, die beim Essen schwitzen und bei der Arbeit frieren‹.
   In unserem Jahrhundert sind zahlreiche Sprichwort- Parodien entstanden, die die Ablehnung der als ›typisch bürgerlich‹ betrachteten Wertschätzung der Arbeit beinhalten: ›Arbeit adelt – wir bleiben bürgerlich‹; ›Arbeit ist aller Laster Anfang‹; ›Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, der ist verrückt‹; ›Arbeit macht Spaß, und Spaß wird nicht gemacht‹; ›Arbeit ist Silber, Nichtstun ist Gold‹. Oder es heißt: ›Hoch die Arbeit, daß keiner drankommt‹, vgl. sudetendeutsch: ›Ar houts an liebstn, wenn de Arbt dreimettrfuffzich huch is‹.
   Im Schwäbischen, in dem das ›Schaffen‹ in allgemein bis heute hohem Ansehen steht, hört man doch zuweilen im Sagte-Sprichwort: ›Arbeit macht's Leabe süß, hot der seal Tagwerker gsait‹ – ›I mag die süße Sache it‹ (nicht); oder es heißt resignierend: ›Wenn d'Arbeit alle reich mache tät, war der Ochs reicher als der Bauer‹.
   Mit der fortschreitenden Industrialisierung entstand die Arbeiterklasse, die ein neues Selbstbewußtsein entwickelte. Dies kommt in Georg Herweghs 1863 gedichtetem ›Bundeslied‹ für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein zum Ausdruck, dessen Verse als Aufruf zu verstehen sind:

   Mann der Arbeit, aufgewacht!
   Und erkenne deine Macht!
   Alle Räder stehen still,
   Wenn dein starker Arm es will.

Die Probleme starker Arbeitslosigkeit führen zur Forderung ›Recht auf Arbeit‹, die auf ein französisches Schlagwort ›Le droit au travail‹ von Charles Fourier (1772-1837) zurückgeht, das er 1808 formulierte (Büchmann).

• ANON.: Business before pleasure, in: American Notes and Queries 188 (1945), S. 283; ›Arbeit und Volksleben‹ (= Veröffentlichungen des Inst. für mitteleuropäische Volksforschung an der Universität Marburg 4) (Göttingen 1967); B.V. GEMMINGEN: Semantische Studien zum Wortfeld ›Arbeit‹ im Französischen (Tübingen 1973); J.R. KLIMA: Artikel ›Arbeit‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 723-733.
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