Redensarten Lexikon
antun
Es einem angetan haben, einem etwas antun: ursprünglich ihm einen magischen Schaden zufügen, ihn verhexen. Antun zusammen mit dem unbestimmten ›es‹ ist eine verhüllende Ausdrucksweise für den Schaden- oder Liebeszauber, den man besonders den Hexen zuschrieb; so heute noch mundartlich, z.B. mecklenburgisch ›De Hexen kanen eenen wat andaun‹. Zunächst verstand man unter antun im wörtlichen Sinne das Anheften, Anlegen oder Anhängen eines Zaubergegenstandes.    Die Redensart ist lexikalisch zuerst 1691 gebucht bei Kaspar Stieler in ›Der Teutschen Sprache Stammbaum‹ (2355): »Es ist mir angethan worden«, ist aber sicherlich älter; z.B. gebraucht Johann Fischart bereits 1575 (›Gargantua‹, Neudruck S. 406) in übertragener Bedeutung »der jhnen solche schmach anthat«. Im heutigen Gebrauch der Umgangssprache ist die Redensart ganz abgeschwächt und bedeutet: ganz in den Bann einer Sache oder Person geraten. Vom alten Liebeszauber (daher auch seit dem 18. Jahrhundert ›bezaubernd‹, entzückend) ist die Wendung schließlich auf die rein ästhetische Wirkung jeden Liebreizes erweitert worden. Man kann sagen: ›Diese Musik, diese schöne Gegend hat es mir angetan‹. Dagegen lebt noch etwas von dem alten Tabu-Charakter der Redensart in der ebenfalls verhüllenden Wendung Sich etwas antun: sich das Leben nehmen.
   Ganz dazu angetan sein (nicht dazu angetan sein): starke Tendenz oder Wirkung haben (nicht die Wirkung haben), z.B. ›Der Streit ist ganz dazu angetan, die Freundschaft zu zerstören‹, anhaben.

• E.S. GIFFORD: Liebeszauber (Stuttgart 1964); L. HONKO: Krankheitsprojektile. Untersuchung über eine urtümliche Krankheitserklärung (= Folklore Fellows Communications 178) (Helsinki 2. Auflage 1967).
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