Redensarten Lexikon
anhaben
Einem nichts anhaben können: ihm nicht Schaden können. Die Redensart hat sich frühneuhochdeutsch entwickelt aus mittelhochdeutsch ›einem anehaben‹ = sich an jemanden halten, Hand an ihn legen. Ursprünglich bedeutete die Wendung: an dem kann man nichts greifen, er gibt sich keine Blöße, man kann keinen Anhalt zur Schädigung an ihm finden. Im mittelhochdeutschen Rabenschlacht-Gedicht (431) heißt es: »si habten in an vil vaste mit slegen« (= sie griffen ihn an). In der Lebensbeschreibung Wilwolts von Schaumburg (1507) werden die Landsknechte aufgefordert, auf den Feind loszugehen, mit dem Zusatz: »ob sie was an ihm haben mochten«. Der ältere, durchaus wörtlich zu verstehende Sinngehalt wurde später abgeschwächt und verallgemeinert.    Bei Luther ist der Übergang von der wörtlichen Bedeutung zum redensartlichen Bild bereits eingetreten; er schreibt: »Denn würde er zu Wort kommen, möcht man ihm nichts anhaben«; und in seiner Bibelübersetzung (Jer 15, 20) heißt es: »Ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, daß ich dir helfe«. In den Mundarten hat Jemandem etwas anhaben vielfach die Bedeutung: ihm durch Behexen Schaden; z.B. mecklenburgisch ›In de Twölften kanen se eenen licht wat anheben‹; antun.

• R. AMAN (ed.): Maledicta. The International Journal of Verbal Aggression 1 ff. (1977 ff.); A. DUNDES (ed.): The Evil Eye. A Folklore Casebook (New York – London 1981); TH. HAUSCHILD: Der böse Blick. Ideengeschichtliche und sozialpsychologische Untersuchungen (Berlin 2. Auflage 1982).
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