Redensarten Lexikon
Andacht
Aufgehen in der Andacht zum Unbedeutenden: sich in völlig unwichtigen Kleinigkeiten verlieren, ihnen die größte Aufmerksamkeit widmen.    Das Schlagwort von der ›Andacht zum Unbedeutenden‹ wurde von Sulpiz Boisserée, die ›Deutschen Wälder‹ der Gebrüder Grimm betreffend, geprägt. Boisserée schreibt an Goethe am 27. Oktober 1815 über A.W. Schlegels Rezension der ›Deutschen Wälder‹ in den Heidelberger Jahrbüchern: »Schlegel lobt an ihnen, was zu loben ist, aber das nichtige, kleinliche Sinnbildeln und Wortdeuteln, ihre ganze Andacht zum Unbedeutenden, verspottet er mit grimmigem Witz.«
   Wilhelm Scherer greift in seiner Würdigung von Jacob Grimm dieses kennzeichnende Schlagwort wieder auf und gibt ihm einen positiven Sinn: »Als Spottname war es gemeint, als Ehrenname lebt es unter uns fort. Und nichts kann man finden, um das Wesen der Brüder besser zu bezeichnen als: Andacht zum Unbedeutenden« (S. 124). Von Jacob Grimm soll der Ausdruck ›Philologie ist die Andacht zum Kleinen‹ stammen.

• S. BOISSERÉE: Briefwechsel, Tagebücher, Bd. II (Neudr. Göttingen 1970), S. 72; W. SCHERER: Jacob Grimm; Neudruck der 2. Auflage be-
sorgt v.S.v.d. Schulenburg (Berlin 1921).
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