Redensarten Lexikon
Alraune
Die mit Alraune gebildeten Redensarten stehen in Beziehung zum Volksglauben. Die Alraune (Mandragora) ist eine Wurzel von menschenähnlicher Gestalt, die zu zauberischen Zwecken verwendet wurde. Der Mandragora-Glaube ist orientalischen Ursprungs und auf verschiedenen Wegen, besonders durch die gelehrt-magische Literatur, nach Mitteleuropa gelangt. Im Althochdeutschen gab man der Zauberwurzel einen altheimischen Namen (althochdeutsch Glossen setzen alrûna für lateinisch mandragora).    Schon im klassischen Altertum wurde das Nachtschattengewächs Mandragora zum Liebeszauber und als Betäubungsmittel benutzt. Die schlafbringende Wirkung der Pflanze spiegelt sich auch in den Redensarten. Von einem trägen und schläfrigen Menschen sagt man Er hat Alraun gegessen; vgl. lateinisch ›bibere mandragoram‹ (Sprichwörtersammlung des Erasmus von Rotterdam, 684); vgl. Einen Alraun im Leib haben (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 183).
   Offenbar ironisch gemeint ist der aus Nordthüringen bezeugte sprichwörtliche Vergleich Munter wie ein Alräunchen. Die Menschenähnlichkeit der Wurzelform hat schon früh zu Vergleichen geführt; der Meistersinger Michael Beheim sagt z.B.: »Eitze schaust grad aus wei d' Olrau«.
   Im Volksglauben gilt die Alraun-Wurzel als Glück und Reichtum bringend. Von einem, der schnell reich geworden ist, sagte man in der Gegend von Dortmund: ›De hat 'n Alraun‹; in Wien vermutet man von einem, der Glück im Spiel hat: ›Der muß a Oraunl im Sack haben‹. In Nordhausen/Harz heißt es: ›He leift wie en Alrinechen‹ (er kennt alle Geheimnisse). Goethe läßt im ›Faust II‹ den Mephisto sprechen:

   Da stehen sie umher und staunen,
   Vertrauen nicht dem hohen Fund,
   Der eine faselt von Alraunen,
   Der andre von dem schwarzen Hund.


• A.T. STARK: Der Alraun. Ein Beitrag zur Pflanzensagenkunde (Baltimore 1917); H. MARZELL: Artikel ›Alraun‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 312-324; W.E. PEUCKERT: Artikel ›Alraune‹, in: Handwörterbuch der Sage, 2. Lieferung (Göttingen 1962), Spalte 403-422.}

Alraune. ›Frau Alraune‹, Hortus sanitatis, 1485.
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