Deutsche Idiomatik
Zügel
dem Pferd/Gaul/. . . die Zügel anlegen\
. . . Es wäre schon besser, wenn du dem Schimmel den Zügel anlegen würdest. Er ist zwar normalerweise sehr zahm; aber man kann nie wissen . . . So ohne Zügel – das ist immer riskant.
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seiner Leidenschaft/Schwatzsucht/Begierde/. . . Zügel anlegen form
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. . . Mein lieber Junge, wenn du deiner dauernden Schwatzsucht jetzt nicht endlich Zügel anlegst, werde ich ungemütlich. In deinem Alter muß man sich doch ein bißchen beherrschen können!
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die Zügel (straffer) anziehen
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1. . . . Mit einem Ruck zog der Reiter die Zügel an und blieb direkt neben uns stehen . . .
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2. Wenn die Leute in deiner Abteilung es ausnutzen, daß du so kameradschaftlich und generös mit ihnen umgehst, mußt du halt die Zügel ein bißchen anziehen. Und zwar rechtzeitig. Wenn du nicht früh genug härter durchgreifst, tanzen sie dir nachher auf dem Kopf herum.
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jm./mit/(bei) jm. gehen die Zügel durch
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. . . Jetzt tut es dem Hermann natürlich leid, daß er die Barbara so angeschnauzt hat. Sie hat ihn in ihrer kokettironischen Art derart provoziert und aufgeregt, daß die Zügel mit ihm durchgegangen sind. – Bei einem jungen Mann von 25 Jahren darf das eigentlich nicht mehr passieren, daß er derart die Selbstbeherrschung verliert.
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die Zügel ergreifen form – path selten – das Steuer in die Hand nehmen/(ergreifen/übernehmen)
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(einem durchgehenden Pferd) in die Zügel fallen
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. . . Wenn ich dem Gaul nicht sofort in die Zügel gefallen wäre, hätte ich den überhaupt nicht mehr zum Stehen gekriegt. Der war derart wild . . .
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ein Pferd am Zügel führen
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. . . Warum führt er das Pferd denn am Zügel, warum reitet er nicht?
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jn./etw. am langen Zügel führen selten
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. . . Einen angehenden Pinanisten kann man doch nicht wie einen Schreinerlehrling ausbilden! Der braucht Entfaltungsspielraum, Luft, auch Zeit für andere Dinge . . . Sonst kann er sich nicht entfalten. – Im Prinzip hast du schon recht: ein guter Klavierlehrer sollte seine guten Schüler am langen Zügel führen! Nur, daß viele dann nicht mehr richtig arbeiten . . .
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bei jm. die Zügel kurz halten
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Bei dem Karl muß man die Zügel kurz halten. Der verträgt es einfach nicht, wenn man ihm zuviel Freiheit gibt. Das nutzt er sofort aus, wird sofort faul . . . Bei dem muß man ein ziemlich straffes Regiment führen, ob man will oder nicht.
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die Zügel lose halten selten
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(Ein älterer Firmenschef zu der Schwester eines Junior-Chefs:) Ganz egal, wie man persönlich denkt: ein Chef kann es sich nicht leisten, die Zügel lose zu halten; er muß durchgreifen. – Dann wird mein Bruder nie ein guter Chef werden; der ist von Natur aus derart nachgiebig . . .
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die Zügel straff halten
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1. vgl. – (eher:) die Zügel (fest) in der Hand halten (1)
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2. vgl. – (eher:) die Zügel (fest) in der Hand haben
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die Zügel (fest) in der Hand haben
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Der Niermann? Der hat die Zügel fest in der Hand. – Aber er ist doch beliebt? – Natürlich! Aber nicht obwohl, sondern weil er streng ist und durchgreift. Die Leute arbeiten gern bei ihm, weil bei der Arbeit etwas herauskommt.
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die Zügel (fest) in der Hand behalten
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. . . Natürlich ist der Alte inzwischen 73 und könnte seinem Sohn die Leitung der Firma überlassen. Aber wie das so geht: er will die Zügel offensichtlich bis zu seinem Lebensende in der Hand behalten.
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die Zügel aus der Hand geben
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. . . Ich glaube nicht, daß der Alte die Zügel so bald aus der Hand gibt und seinem Sohn die Leitung der Firma anvertraut. Einmal ist er gern Chef und zum anderen traut er seinem Sohn auch nicht zu, daß er sich durchsetzt.
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die Zügel (fest) in der Hand halten
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1. . . . Als Leiter eines solchen Instituts mußt du die Zügel fest in der Hand halten. Das hat nichts mit persönlichen Charaktereigenschaften zu tun; das ist einfach notwendig. Wenn du dir da von anderen reinreden läßt und nicht durchgreifst, wo es nötig ist, macht nachher jeder, was er will.
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2. vgl. – die Zügel (fest) in der Hand haben
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die Zügel in die Hand nehmen
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. . . Das Durcheinander und die Schlamperei da in der Firma werden schlagartig aufhören, wenn der Juniorchef im nächsten Monat die Zügel in die Hand nimmt. Der ist anders als sein Vater; der greift durch.
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die Zügel fest in die Hand nehmen
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. . . Wenn dich das Durcheinander und die Schlamperei in der Firma wirklich so stören, dann mußt du die Zügel halt fest in die Hand nehmen. Solange du deine Rolle als Chef nicht ernst nimmst, kann sich das nicht ändern.
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die Zügel lockern/(lockerlassen)
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. . . Sobald man dem Bert ein bißchen mehr Freiheit läßt, die Zügel ein wenig lockert, nutzt er das aus und tut nichts mehr.
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(versuchen/. . .) die Zügel an sich (zu) reißen
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Während der langen Krankheit des Parteivorsitzenden versuchte der zweite Vorsitzende, die Zügel an sich zu reißen. Vergeblich. Die Mehrheit der Parteiversammlung stand unverbrüchlich hinter dem Vorsitzenden.
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mit verhängtem Zügel reiten
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. . . Ist das denn nicht gefährlich, so mit verhängtem Zügel zu reiten? Wenn die da so locker runterhängen und das Pferd plötzlich losrast
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. . . – Nein, da hat man die Zügel schon schnell wieder in der Hand.
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bei jm./(in . . ./. . .) die Zügel schießen lassen
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. . . Du kannst den Jungen nicht bis zu seinem 18. Lebensjahr wer weiß wie streng erziehen und dann von einem Tag auf den anderen die Zügel schießen lassen. Aufsicht und Kontrolle braucht er auch jetzt noch – nur schrittweise weniger.
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seinem Zorn/(seinen Gefühlen) die Zügel schießen lassen
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form
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Du kannst dir nicht vorstellen, wie sauer der Kurt auf den Juniorchef ist, wieviel Groll sich da in den letzten Monaten aufgestaut hat. Wenn er einmal seinem Zorn die Zügel schießen läßt, ist es aus. Dann wird er dem Mann ein paar Wahrheiten an den Kopf werfen, daß ihm Hören und Sehen vergeht.
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(bei jm./in . . ./. . .) die Zügel schleifen lassen
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. . . Wenn jemand die Zügel so schleifen läßt wie der Klaus, dann braucht er sich nicht zu wundern, wenn keine Ordnung herrscht. – Ist er denn so nachlässig als Chef? – Seit November oder Dezember kümmert er sich um nichts mehr richtig.
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die Zügel verlieren (bei etw.) selten
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. . . Solange der Körber jung und dynamisch war, hat er hier bestimmt, was gemacht wird, und der Laden funktionierte. Aber seit einigen Jahren hat er zunehmend die Zügel verloren, so daß jeder macht, was er will, kein Zug mehr in dem Ganzen ist . . . – kurz, das Institut nur noch die Routinearbeit notdürftig erledigt.
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